Bohema Magazin Wien

View Original

Der Jugend eine Chance

Serienoper à la Netflix, Operncollagen für motivierte Bühnensäue und ein Podcast - Sophies Kulinarik-Führer für leckere Jugendprojekte am Theater an der Wien und in der Staatsoper in vier Gängen.

Müssen wir zu unserem Glück gezwungen werden? /// Alexandra Timofeeca (c)

Der Jugend eine Chance. So auch das Motto für die Kulturvermittlungen des Theaters an der Wien und der Wiener Staatsoper. Mit vielversprechenden Projekten wollen sie vor allem Jugendlichen eine Chance geben, hinter den Vorhang dieser großen Institutionen zu blicken. Wie? – auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Guster geholt? Bitte sehr, hier die Menükarte!

Vorspeise. Etwas Leichtes zum Start: Kinderoper.

Um schon die Kleinsten von der Magie des Musiktheaters in Bann zu ziehen, setzten die Wiener Staatsoper und das Theater an der Wien auf jeweils eine interaktive Kinderoper. Empfehlung des Theaters an der Wien: Figaro und die Detektiv*innen, sowie Die Entführung ins Zauberreich auf Empfehlung der Wiener Staatsoper. Spielerisch kommen die Kinder mit der Musik großer Komponisten in Berührung und setzen sich spielerisch mit dem jeweiligen Opernstoff auseinander. Termine sind auf der jeweiligen Homepage einsehbar.

Erster Gang. RETIRADA: in die beste aller Welten

Nach einer so langen Pause fällt es vielleicht vor allem Jugendlichen schwer, wieder Anschluss am öffentlichen Leben zu finden. Gemeinsam mit der Regisseurin Sarah Scherer können Jugendliche im Alter von 14-24 Jahren ein Teil einer ganz neuen Oper werden. Wie geht man nach dieser schweren Zeit um, haben wir eine neue Lebensart entwickelt? Das alles sind Themen, die in der neu geschriebenen Oper aufgegriffen werden sollen. Als Richtungsweiser soll Voltaires Roman Candide oder der Optimismus dienen. Wohin das Projekt führen wird, stellt sich erst bei der finalen Aufführung im Mai heraus, wenn’s nach einer achtmonatigen Probenzeit zur Uraufführung in der Kammeroper kommt.

Hier könntest Du stehen: Detail aus der Vorgängerproduktion /// TAW/Herwig Prammer (c)

Skepsis beim großen Begriff OPER? Keine Sorge, weder Opernaffinität, noch Vorkenntnisse sind erforderlich. Im Gegenteil. Das Theater an der Wien richtet sein Jugendprogramm vor allem an junge Menschen, die vielleicht noch nicht sehr oft mit Kultur in Berührung gekommen sind. Es wird eine Operncollage entstehen, bei der für jeden etwas dabei sein wird, verspricht Marie Huber (Projektleiterin) in unserem Gespräch. Oper bietet sich einfach am besten an, Kunst und Kultur zu vermitteln, denn jede*r, so ist Marie überzeugt, kann etwas – sei es singen, tanzen oder schauspielen – man muss es nur entdecken. Genug Mut zugesprochen bekommen? Anmelden kann man sich noch per E-Mail unter jugendanderwien@theater-wien.at.

Zweiter Gang. Utoperas

Oper á la Netflix. Richtig gehört. Auf partizipativer Ebene stellt die Wiener Staatsoper in Kooperation mit dem Verein Superar eine Jugendoper in Serienformat auf die Beine. Die Teilnehmer*innen dieses Projekts sind die Hauptakteur*innen: gemeinsam wird mithilfe von echten Profis ein Stück konzipiert, das vor allem Themen aufgreifen soll, die die Jugend von heute bewegen - etappenweise wie bei einer Serie. Vorkenntnisse sind ebenfalls nicht nötig, willkommen sind alle zwischen 16 und 24, die Spaß am künstlerischen Austoben haben. Als großes Zuckerl obendrauf: die Jugendlichen werden nicht die einzigen Akteure in dem Stück sein, das übrigens im April/Mai Premiere feiern wird: Sänger*innen des Opernstudios der Wiener Staatsoper werden ebenso Teil dieses neuartigen Projekts sein – die Stars von morgen neben der Jugend von heute auf einer Bühne. Da wird man vielleicht auch den einen oder anderen Tipp oder Trick der Profis abschauen können. Anmeldung per Mail bei Krysztina Winkl (Projektleitung, krysztina.winkel@wiener-staatsoper.at) bis Mitte Oktober.

Dritter Gang. Altes neu entdecken: Opernlabor + Tanzlabor

Die Wiener Staatsoper bittet zu Tisch: das Opernlabor, sowie das Tanzlabor starten in die zweite Saison; mit gleichem Konzept, aber neuen Gesichtern. Die beiden partizipativen Projekte in Kooperation mit Superar verfolgen das Ziel, durch musikalische, sowie szenische Improvisationen zu einer eigenen Musiktheaterperformence zu gelangen, die dann im Juni aufgeführt werden soll.
Bereits das erste Opernlaborprojekt hinterließ seine Spuren: so kommt es dank des großen Erfolgs von Der letzte Tag aus der letzten Saison zu einer Wiederaufführung im Oktober. Wer sich also noch ein Bild darüber machen möchte, worauf dieses Projekt hinausläuft, ist herzlich eingeladen, am 23. Und 24. Oktober ins Kulturhaus Brotfabrik im 10. Bezirk zu kommen. Tickets sind kostenlos unter der Homepage der Wiener Staatsoper zu ergattern – Ausreden gibt es also keine! ;)

Ähnlich konzipiert ist das Tanzlabor. Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 14 Jahren haben die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle durch Bewegung in einem professionellen Rahmen auszudrücken. Als Leitthema für dieses Projekt soll das Ballett Pictures at an Exhibition dienen, das ebenso am Haus diese Spielsaison zu bewundern ist. Ein gemeinsamer Besuch in eine dieser Ballettvorstellungen soll Inspiration für den eigenen Tanzabend im Mai 2022 geben. Anmeldungen für beide Projekte sind bei Krysztina Winkel unter jugend@wiener-staatsoper.at möglich.

Vierter Gang. Ein Ohrenschmaus: der Podcast OpernSTOFF

Der Club InsideOpera (für Jugendliche und Erwachsene) geht ebenfalls in die nächste Runde. Gemeinsam mit dem brüderlichen Dramaturgen-Dreamteam Andreas und Oliver Láng und Kulturvermittlerin Krysztina Winkel wird ein Blick hinter die Wiener Staatsoper geworfen und spannende Fakten rund um das Genre Oper, sowie über das Haus am Ring enthüllt. Dabei werden Gespräche mit Künstler*innen und Angestellten verschiedenster Abteilungen geführt. Die Crème de la Crème der Einblicke wird im Podcast OpernSTOFF festgehalten.

Dieses Projekt richtet sich an alle Theater- und Kulturinteressierten und solche, die es werden wollen. Jedoch muss man bei der Anmeldung (jugend@wiener-staatsoper.at) schnell sein, die Teilnehmeranzahl ist begrenzt.

Dessert. U27 Ausbau: ein echtes Schmankerl

Dass unter Anbrechen der Ära Roscic die Anbindung der Jugend an das Haus eine große Rolle spielte, konnte man bereits letzte Saison erkennen. Jedoch wurde das Programm dank Corona & Co. nicht im Ausmaß vollzogen, wie anfangs angedacht. Die gute Nachricht: das U27-Kartenkontingent wurde nun nach oben geschraubt und weitflächiger ausgebreitet, um uns junge Menschen langfristig an die Institution zu binden. Ab sofort gibt es ein gewisses Kartenkontingent, das für die Jugend reserviert ist. Vorstellungstermine, an denen es vergünstigte Karten geben wird, sind bereits festgelegt und online einsehbar. Auch im TAW bekommt man Restkarten um 20 €, wenn es denn eine Viertelstunde vor Vorstellungsbeginn noch welche gibt. Bei so billigen Topkarten lässt sich ein Opernabend gleich noch viel mehr genießen.