Bohema Magazin Wien

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Trink ma noch ein Glaserl Wein, ganz so arg kann’s ja nicht sein!

Klimakrise, Rassismus und Party mit Weltuntergangscharme bei der Premiere von Der letzte Tag - Wie sich eine Jugendgruppe der Wiener Staatsoper das Jahr 2084 vorstellt.

Jennifer Muhozi und das Ensemble am und auf dem Tisch (c) Wiener Staatsoper/Ashley Taylor

Gestern am Abend ging die letzte Staatsopern-Premiere der Saison über die Bühne – und zwar die Bühne des Ankersaals im Kulturhaus Brotfabrik. Das Opernlabor, ein partizipatives Jugendprojekt, zeigte seine Musiktheater-Performance, die in wöchentlichen (online) Zusammentreffen entstanden ist: Der letzte Tag - Eine Dystopie, die durch so viel Empörung über die Realität, groteske Szenen aus dem Alltag, Humor und Ensemblepower einen ganz eigenen, großartigen Charakter hat.

17 Jugendliche und so viel Empörung

Die Spannung im neugierigen Publikum war groß als die Lichter ausgingen und es losgehen konnte. Gleich ab dem ersten Auftritt der 17 Jugendlichen flutete eine Energie auf die Bühne, die die Zuseher*innen für die nächsten 90 Minuten in den Bann zog. Gestartet wurde zunächst mit einem Bombardement an Welt-Problemen und dem Ausdruck der tiefen Empörung. Der Zeitsprung ins Jahr 2084, der folgt, bringt allerdings keine guten Neuigkeiten… Man muss erfahren, dass die Empörung nicht gehört wurde und die Probleme zur baldigen Apokalypse führen werden.

Ein Glaserl geht noch! Verena Lackner, Magdalena Hoffmann und Laura Palden (c) Wiener Staatsoper/Ashley Taylor

Zur Feier des letzten Tages wird noch eine Party geschmissen, in der die Handlungsstränge der einzelnen Szenen ineinanderfließen und der aufgebaute Wahnsinn in dem Trinklied „Trink ma noch ein Glaserl Wein! Ganz so arg kann’s ja nicht sein!“ mündet. Die Themen, die auf unterschiedlichste darstellerische und musikalische Weise aufgegriffen und präsentiert werden, sind vielfältig, schockierend und feinfühlig berührend in Szene gesetzt. Die Klimakrise, Rassismus, Diskriminierung in all ihren Facetten, Egoismus, Narzissmus, Politik, soziale Ideale und Druck… Die Liste der empörungswürdigen Punkte ist lang und einen Höhepunkt scheint es nicht zu geben. Es ist wie der Strudel der Loop-Maschine: viel auf einmal.

Profis am Werk

Man darf sich diese Musiktheater-Performance - trotz der Jugend der Darsteller*innen - nicht wie Schultheater vorstellen, denn hier waren Profis am Werk. Die in Verdis Macbeth fußende, selbst komponierte Musik wurde liebevoll arrangiert, von Johannes Mertl dirigiert und vom Bühnenorchester der Wiener Staatsoper gespielt. Die Inszenierung, die von Krysztina Winkel (Projektleiterin des Opernlabors) stammt, arbeitet mit (Live-)Videos, Animationen und tollen Lichteffekten. Absolut erwähnenswert sind außerdem die vielen großartigen Kostüme von Mahshad Safaei, die man alle am liebsten mit nach Hause nehmen möchte.

Mitmachen?

Wer bis jetzt nicht vom Opernlabor gehört hatte und sich fragt, wie dieses tolle Projekt an einem vorübergehen konnte, kann beruhigt sein: Es gibt ein nächstes Mal! Die Anmeldung und Information sind hier möglich:

Krysztina Winkel jugend@wiener-staatsoper.at

(Von allen Teilnehmer*innen wärmstens empfohlen)