Bohema Magazin Wien

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From Rome with love

Schweißtreibender Sommersex in Musik gegossen und andere aktuelle Highlights aus der italienischen Popszene: Der traditionelle Italien-Artikel zum Bohema-Geburtstag für alle, die genug vom Winter haben.

Ab in den Süden /// Aleksandra Timofeeva (c)

Der Sommer: In weiter Ferne. Italien: Immer noch hinter den Alpen. Meine Bohema-Tradition: Ein Artikel mit Lieblingsmusik aus Italien. Alles ruft nach Musik, die unsere Sommer-Sonne-Italien-Sehnsucht zumindest kurz lindern kann. Wer bin ich, um diesem Ruf zu widersprechen? Nach dem Artikel über meinen Lieblingscantautore Lucio Battisti zum Bohema-Launch und seinem zeitgenössischen Äquivalent Fulminacci zum ersten Bohema-Geburtstag feiern wir den Dritten mit einer Mélange mit jede menge verschiedenen Highlights. Also: Alles Gute zum Geburtstag Bohema, man bringe die Sprtitzmusik.

Cominciamo con Fulminacci

Der kuschlige Römer hat letztes Jahr endlich wieder ein Album vorgelegt. Für mich war er ein ziemlicher Reinfall, wegen meiner turmhohen Erwartungen und weil er den besten Song davon schon davor als Single veröffentlichte. Dir könnte es aber trotzdem gut gefallen. La siepe und Occhi grigi sind ganz gute Nummern, aber nichts Weltbewegendes. Simile, die besagte Single, hat aber alles, was ich von Fulminacci erwarte: große, schwebende Emotionen und ein immer dichter werdendes Stimmengewühle inklusive Synths, Chor und irgendwelchen Geräuschen, die statt zu stören, das ganze irgendwie perfekt abrunden. Großes Kino.

Die Erwartungen an Fulminaccis Album löste am Ende statt ihm Marco Castello ein. Castello kannte ich davor als den Autor einiger angenehmer Oldschool-Lieder, wie Porsi. Pezzi Della Sera ist aber so viel mehr als das, nämlich ein Hammeralbum, mit dem sich Castello so richtig einen Namen gemacht hat. Da gibt es psychedelisch anmutende Sachen, die an Battistis schwüle Südamerika-Mitbringseln wie Anima Latina erinnern. Ganz so abgefahren ist Castello nicht, die Lieder werden deine Lieblingspaylist nicht sprengen. Genau da gehören sie nämlich hin. Oder ist es nicht einfach nur zeitlos geil, wie er in Melo mit ganz einfachen Mitteln die Stimmung steigert, von ganz fein bis hin zur Ekstase?

Castello gehört gehört, so einfach ist das

Und die Frauen? Ich suche sie auf Spotify mittlerweile bewusst, meine Playlist soll doch bitte keine reine Würstchenparty werden. Aber irgendwie finde ich gerade auf Italienisch sehr wenig. Klar, es gibt tolle Klassikerinnen wie Mina und Raffaella Carrà, in diesem Artikel fokussiere ich mich aber auf aktuelles Zeug. Abitudini von Maria Antonietta finde ich ganz nett, mehr aber auch nicht. Dann verlinke ich lieber French Cicciolina, das ist definitiv etwas Besonderes. Ist zwar von einem Francesco de Leo, featuret aber eine gewisse Clementine le Fruit, und zwar sehr prominent. Sie ist zwar meines Wissens aus Frankreich, seid so lieb und lasst es mir durchgehen…

Ist das nicht fließender, schweißtreibender Sommersex in Musik gegossen? Spotifyporno, wollte ich schreiben, dann ist mir eingefallen, dass ich mit solchen Assoziationen mein eigenes Grab schaufele. Ich glaube, Male Gaze gibt’s auch hörend, also liebe fellow Männer, lass uns auf die Musik fokussieren.

Weiter geht’s mit Raphael Gualazzi. Den Durchbruch hat er beim Eurovision Song Contest vor ein paar Jahren geschafft, seitdem ist er einer der angesagtesten Swingy-Jazzy-Piano-Popmemnschen der internationalen Musikszene. Ich glaube, die Bezeichnung ist sogar spezifisch genug, um ihm sogar den Titel des besten Swingy-Jazzy-Piano-Popmemnschen zu gönnen. Songs, wie Un mare in luce oder Lady O sind vielleicht seine fetzigsten Hits. Verlinken werde ich aber ein Lied aus dem Album Bar Sole, weil fast alle Songs daraus in meinem Favourite-Songs-Playlist sind.

Eine (fast) perfekte Scheibe

Gualazzi covert auf dieser fast perfekten Scheibe alte italienische Klassiker neu, modernisiert sie so elegant, dass ich sie selbst dann gerne höre, wenn ich das Original auch davor schon gefeiert habe. Wie zum Beispiel Cosa sarà von Lucio Dalla. Für Covers ist das die höchste Auszeichnung, finde ich. Es fällt mir richtig schwer, ein Lied herauszupicken (weil let's be honest, ein engebettetes Video hört ihr euch vielleicht noch an, auf die Links klickt aber kaum jemand). Die bittersüße Breakuphymne Amore caro amore bello ist ein heißer Kandidat, ich gebe euch mit Il Mondo aber lieber einen kühlen Ruhepol sondergleichen. Für manche vielleicht zu cheesy, aber ich glaube, auf synthigen Emotionswellen müssen wir hin und wieder alle dahinschwelgen. So give it a try.

Die Musik von Brunori Sas gefällt mir eigentlich gar nicht. Zu sehr Deichmann-Soundtrack, Supermarktpop. Aber dieser eine Song hat mich gecatcht. In Figli della Borghesia beschreibt er äußerst treffend und ziemlich ironisch das wohlsituierte, gutbürgerliche Milieu, dem in meinem sozialen Umfeld wohl die meisten entstammen. Sind wir nicht wirklich die settimana bianca (Skiferien), die Olive im Martini, Sofa auf dem Perserteppich? Dazu diese tieftraurige, deprimiert konstatierende Musik, wobei das streichelnd weiche Klavier doch auch etwas Trost bietet. Ja, wir sind platt und bürgerlich, leben von Daddys Geld, so ist es aber nun einmal. Cosa si può fare?