Bohema Magazin Wien

View Original

“I’m not lazy, I’m just satisfied”

Der musikalische Late-Night-King, amerikanische Metal-Wanderlust und stimmgewaltige österreichische Newcomerinnen - Jelenas Sommermusik zum Reisen, Entspannen und Feiern.

Stephen Colberts musikalischer Sidekick Jon Battiste /// Jon Battiste (c)

Ich führe seit Jahren ein Reisetagebuch. Bei jeder Reise steht eine ganze Liste an Songs dabei, die mich auf dem Trip begleitet haben. Wenn ich diese Songs heute höre, bin ich wieder an all den wunderbaren Orten, die ich sehen durfte. Deshalb schreibe ich euch heute einige meiner liebsten Sommerhits auf. Vielleicht inspiriert euch der Artikel ja dazu eure eigene Liste anzulegen. Viel Spaß beim Durchhören!

Ktee durfte ich bei 0816 Acoustic im Loop das erste Mal live erleben und ich war begeistert! Der Song Louder ist eine ihrer ruhigeren Nummern und eignet sich perfekt für melancholische Sommerabende. Gesanglich beweist Ktee eine große Range und ein breites Spektrum an Stimmfarben. Durch Wechsel zwischen zerbrechlich und kräftig gesungenen Phrasen wird ständig mit Spannung und Entspannung und dem Erfüllen und Nichterfüllen von Hörerwartungen gespielt. Zum Beispiel in den Refrains, die relativ kräftig begonnen werden. Wenn man den eigentlichen Höhepunkt an Lautstärke und Höhe erwartet, geht Ktee plötzlich im Stimmvolumen zurück. Die offensichtliche Kraft durch Lautstärke wird zwar reduziert, die Intensität durch den plötzlichen Einbruch aber noch gesteigert. Für mich wirklich schöne musikalische Momente, die auch in der reduzierten Klavierversion voll zum Vorschein kommen.

Dieser Künstler ist ganz frisch auf meiner Songliste, aber was soll ich sagen – I was blown away. Vorgestellt wurde mir Jon Batiste beim Musikhören mit befreundeten Musiker*innen. Seitdem bekomme ich den Song Freedom nicht mehr aus dem Kopf. Der Song ist ein eklektischer Mix aus Soul, Funk und RnB und strahlt von der ersten Sekunde an einen positiven Vibe aus. Im Video tanzen Kinder und Erwachsene in bunten Gewändern durch die Straßen von New Orleans, feiern das Leben und Beisammensein. Die Musik ist ebenso farbenfroh wie das Video und hat mich in ihrer Echtheit und ansteckenden Energie sofort überzeugt.  

Da dieses Jahr wieder alle Rock und Metalfestivals ins Wasser fallen, gibt es hier ein kleines Trostpflaster: Cil Citys She’s Rock’n‘Roll ist eine richtige Rock-Party-Nummer, die mit voller Energie reinfährt. Die Gitarrenriffs schaffen Grundlage für den erdigen Sound der Nummer, der durch die tighte rhythm section unterstützt wird und den Song zu einer richtigen Partynummer macht. Deniz Malatyali überzeugt mit einer beeindruckenden und ausdrucksstarken Gesangsperformance, die das Motto der Band unterstreicht: Crazy-Intense-Loud. Auch live liefert die Band jedes Mal eine tolle Show ab. Die Leidenschaft die alle 5 Musiker*innen auf die Bühne bringen, kommt im Publikum voll an und macht viel Spaß beim Zusehen und Zuhören.

Myles Kennedy kommt Hörer*innen der Rock und Metal Szene vermutlich bekannt vor. Als Leadsänger der Bands Alter Bridge und Slash ft. Myles Kennedy and the Conspirators, erlangte der amerikanische Musiker weltweite Bekanntheit. Sein mittlerweile 2. Soloalbum ist diesen Mai erschienen und hat meine Erwartungen - und sie waren hoch - weit übertroffen. Das Album überzeugt mit unerwarteten melodischen und harmonischen Wendungen, die bei mir regelmäßig für Gänsehaut sorgen. Wenn ich Songs wie Wanderlust Begins höre, sehe ich eine einsame Straße vor mir, spüre den Fahrtwind in den Haaren und kann es kaum abwarten mich ins Auto zu setzen und einfach loszufahren.

Mit ihrem ersten Release trifft Nnoa den perfekten, entspannten Vibe für diesen Sommer. Mit eingängigen Hooklines, smartem Text und clever gesetzten Breaks, schafft Nnoa einen coolen und modernen alternative RnB/Pop Sound. Besonders schön finde ich die vielen Details, die erst beim mehrmaligen Durchhören alle erfasst werden können. Das Gleiche gilt auch für das auch das selbstgedrehte Musikvideo, das für mich mit einem kleinen Augenzwinkern von Nnoa zu sehen ist. Lazy beschreibt den Konflikt zwischen dem Streben nach Großem und dem Leben im Hier und Jetzt. Die Kernaussage der Nummer: „I’m not lazy, not lazy, no, I’m just satisfied.“. Nur weil man zufrieden ist und genießt, ist man keineswegs faul. Also liebe Leute: zurücklehnen, ein kühles Getränk genießen und zufrieden (not lazy) sein.