Bohema Magazin Wien

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Oscars 2021 - was wir bisher wissen

Nichts für Tenet, dafür endlich (!) zwei nominierte Regisseurinnen - Wir haben uns angeschaut was über die Oscarverleihung bekannt ist, damit ihr es nicht müsst.

Bild: Phil Partridge/Getty

Das vergangene Jahr ist auch an den Oscars nicht spurlos vorbei gegangen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. So viel „Black Culture“ wie dieses Jahr, war wahrscheinlich überhaupt noch nie bei den Oscars vertreten. Das keiner der nominierten Filme repräsentative Spielzeiten in den Kinos hatte ist wohl eine Folge der aktuellen Pandemie. Andererseits wirken viele Nominierungen, wie beispielsweise Promising young woman zu „poppig“ oder funktionieren als Antithese zum klassischen Oscar-Film. So komisch es klingt, aber auch hervorzuheben ist, dass in der Regiekategorie heuer erstmals zwei Frauen nominiert sind.

Posthume Bevorzugung?

Trotz all dieser Neuerungen geben die Nominierungen wie immer genug Anlass für kritische Fragen. Ob Chadwick Boseman auch nominiert worden wäre, wäre er letztes Jahr nicht verstorben, mag sich die eine oder andere spitzzüngige Kritiker:in fragen (Obwohl seine Leistung in Ma Rainey’s Black Bottom natürlich hervorragend war). Oder warum Christopher Nolan’s Tenet, nicht nominiert ist, war er doch der einzige, der sich im letzten Jahr getraut hat und die Fahne für das Kino im Großen Stile hochgehalten hat. Die Antworten auf diese Fragen, können wie immer nur gemutmaßt werden

Viele mögen sich jetzt fragen, warum sollte ich mir die Nacht um die Ohren schlagen für so eine langweilige Preisverleihung. Und am Ende des Tages bleibt das eh jedem selbst überlassen. Aber gerade im letzten Jahr bilden die Oscars eine Art Lichtpunkt am Ende des Lockdowntunnels. Endlich wieder auf etwas hinfiebern können, endlich wieder das Lagerfeuergefühl vor dem Fernseher fühlen, endlich wieder eine Art „gemeinschaftliches Highlight“. Das sind alles Dinge, die ich persönlich schon etwas vermisse und Dinge, die hoffentlich die Oscars einlösen können.

Filmisch inszenierte Preisverleihung, gestaltet von Steven Soderberg

Dieses Jahr könnten es die spannendsten Oscars seit langem werden. Bisher ist nämlich so gut wie nichts über die Veranstaltung selbst bekannt. Die Preisverleihung soll wie zuvor auch, im Dolby Theater stattfinden. Die Nominierten und alle Laudatoren hingegen (und das ist schon die erste Veränderung) sollen in der nahe gelegenen Union Station in Downtown Los Angelas Platz nehmen. Darüber hinaus ist niemand geringerer als Regisseur Steven Soderberg (Contagion, Ocean‘s Eleven – Reihe) bei der Inszenierung der Verleihung beteiligt. Soderberg hat im Vorhinein in verschiedenen Interviews betont, sie die Preisverleihung „filmisch“ inszenieren zu wollen. Was das zu bedeuten hat, oder wie sich das am Ende auf den Bildschirmen präsentiert, bleibt abzuwarten.

Was schon bekannt ist: Die ganze Veranstaltung soll auf irgendeine Art und Weise zweigeteilt werden. Der „Showpart“, der im Dolby Theater stattfinden wird, lässt darauf hoffen, dass es im Unterschied zu den letzten Jahren wieder ein Moderator oder mehrere Moderatoren gibt. Und als zweites, die Verleihungen, die in der Union Station stattfinden sollen. Dort gibt es auch einen roten Teppich. Was schon länger bekannt ist, ist dass die Oscars ein Videocall-Verbot ausgegeben haben, das heißt fast alle nominierte müssen (und werden wohl) vor Ort sein. 

Hat jemand eigentlich mehr als zwei nominierte Filme gesehen? Nicht? Eben…

Ein anderes Novum dieses Jahr ist, wie bereits angesprochen, dass so gut wie kein Film tatsächlich im Kino gelaufen ist. Der Hype, der normalerweise durch das Kinopublikum um einzelne Filme entsteht, ist somit komplett weggefallen. Wenn man zum Beispiel, an den im letzten Jahr ausgezeichneten Parasite denkt, dann bleibt festzuhalten, dass um den Film schon vor seiner Auszeichnung ein gewisser Hype bei Kritikern und beim gewöhnlichen Publikum vorhanden war. Und obwohl alle Filme digital verfügbar und somit für alle zugänglich sind, gibt es Umfragen, die zeigen, dass so gut wie Niemand den Großteil der nominierten Filme gesehen hat. Wohl auch als Folge des ausbleibenden Hypes. Das zeichnet nebenbei ein interessantes Bild der Streaming-Dienste. Das breite Kinopublikum sehnt sich offenbar doch nach einer Art Zentralisation des Filmangebots, aber das nur am Rande. 

Bitte, bitte, liebe Akademie: Macht nach diesen Schrittchen in die richtige Richtung nicht zwei zurück das nächste Mal…

Ich hoffe stark, dass die Oscars die Richtung, die sie dieses Jahr eingeschlagen haben, beibehalten. In einer idealen Welt öffnen sich die Oscars immer mehr auch populäreren Filmen. Auch für die Veranstaltung und ihre Popularität wäre das ein guter Schritt. Über die Einführung neuer Kategorien oder die Entschlackung der Kategorien, könnte man wie immer auch endlos diskutieren. In Sachen Diversität, traut man sich hoffentlich nächstes Jahr auch noch ein Stück mehr als dieses Jahr. Wie gesagt, der heuer eingeschlagene Weg ist der richtige, hoffen wir nur das er bleibt. Abschließen bleibt mir nur auf eine spannende Oscarverleihung 2021 zu hoffen, mögen die Besten gewinnen!