RAHEL brings the heat
Paula Carolina: Es gibt zu wenige weibliche Acts mit genug Energie. RAHEL: Hold my beer. Eine Rock-Hymne für harte Momente und ein paar Gedanken zur RAHEL-Soloshow im Konzerthaus.
Paula Carolina hat es im Sommer im Bohema-Interview gesagt: „Es gibt zu wenig weibliche Acts, die von der Energie her einen späten Spot bei einem großen Festival füllen können. Einige Musikerinnen passen mit ihrer traurigen, ruhigen Musik da einfach nicht so gut rein. Deswegen mache ich meine Musik auch so gern, weil das vielleicht auch ein Vorbild für andere Künstlerinnen ist, wieder ein bisschen lauter zu werden.“ Hat sie recht? Vielleicht. Jedenfalls gibt es zum Glück auch andere Sängerinnen mit mächtig Energie. Zum Beispiel RAHEL.
In ihrer Soloshow im Konzerthaus hat sie mit ihrer fast nur flintabesetzten Band so richtig auf den Putz gehauen. Der einzige Mann der Band ist allerdings wohl der Wichtigste: Gitarrist Raphael Krenn ist auch Coautor der Songs. Kommt der rockige Retrosound von prinzipiell eher von ihm und die poetischen Texte mehr von RAHEL? Nur eine Vermutung, die Kombination gewinnt jedenfalls. Sowohl zwischen RAHEL und Raphael als auch zwischen der Musik und den tollen Lyrics.
Rock-Melodika
Zum Beispiel im Song kleine frauen in beerenfeldern. Da spielte RAHEL tatsächlich auch live eine Melodika. Das ist dieses kleine, klavierartige Tasteninstrument, das man über einen Schlauch blasend spielen muss. Der cute Sound dieses überlustigen, von RAHEL aber hundertprozentig ernstgenommenen Babyinstruments ging voll auf (und gar nicht unter dan Verstärkung) im herrlich fett besetzten Intrumentenwirrwarr.
Zu ihrem neuen Album Miniano haben wir mit ihr schon ein Interview gemacht, die gänsehäutigen Gitarrenriffs hauen live noch mehr rein, als auf Spotify. Dazu konnte sie live auch mit Kuriositäten auftrumpfen, wie mit einem Dudelsackspieler und einem ca. zehnjährigen Tenorhornisten (Elias Kiennast, wir prophezeien ihm eine ganz große Karriere). Auch sonst bot RAHEL eine große Show, gab mit Lederjacke und 80-er-Sonnenbrille ganz die Rockerin, surfte am Ende sogar auf ihrem begeisterten Publikum, das sie liegend durch den halben Berio-Saal schweben ließ, während die Band munter weiterspielte.
Eine RAHEL-Hymne gegen miese Momente
Persönliches Highlight war ganz eindeutig, den Song nicht mal nihilist live zu hören, der nur ganz knapp die Top-Fünf-Liste meiner diesjährigen Spotify-Wrapped-Playlist verpasste. Die trotzige, Not-Giving-A-Fuck-Energie dieses kleinen Meistwerks hat mich durch manch einen Verzweiflungsmoment im letzten Jahr gebracht. Nach einer schwierigen Woche, wenn man dumme Chefs hat, wenn man das Gefühl hat, nicht voranzukommen: In solchen Momenten ist diese RAHEL-Hymne das beste Rezept. Try it, vielleich wird sie auch dir helfen.