Crème de la crème - 26.04.2021
Ein orgiastisches Finale im Nonnenkloster, schamanisches Urtheater aus Japan im Ruhrpott und bitterböses Puppentheater aus Graz - unsere Eventtipps der Woche.
musik
Wo: Wiener Staatsoper
Wann: 29.04.2021
Frank Castorf, vom Publikum geliebt und gehasst, Regie-Berserker und Revoluzzer des deutschen Regietheaters, gibt mit Gounods Faust sein Debüt an der Staatsoper. Bühnenbildner Aleksandar Denic kreierte eine Paris-Collage, von der U-Bahn-Station Stalingrad bis zur Notre Dame und Cafés, alles da, was man sich von der Stadt an der Seine erwartet. Unter der musikalischen Leitung von Bertrand de Billy singen Juan Diego Florez (Faust), Nicole Car (Marguerite) und Adam Palka (Méphistophélès).
Wer Castorfs multimediale Faust-Paris-Reise inklusive Opium-Pfeiffe rauchender Marguerite sehen möchte, hat am 29.04.2021 um 18 Uhr die Gelegenheit die Premiere live auf der Streaming-Seite der Wiener Staatsoper oder auf myfidelio.at zu verfolgen.
Was: Der feurige Engel von Sergej Prokofjew
Wo: Theater an der Wien
Wann: 01.05.2021
Renata ist auf der Suche nach einem brennenden Engel, von dem sie seit ihrer Kindheit besessen ist und der verschwand, nachdem sie sich ihm sexuell nähern wollte. Gemeinsam mit Ruprecht stürzt sie sich in eine Reise voller psychischer Abhängigkeit und teuflischer Obsession, samt orgiastischem Finale im Nonnenkloster. In Sergej Prokofjews Oper wird überbordender Wahnsinn auch in der Musik thematisiert.
Regisseurin Andrea Breth zeigt in ihrer bereits im März entstandenen Inszenierung den umgekehrten Blickwinkel. Wir betrachten Renatas Schicksal nicht aus ihrer Perspektive, sondern sehen viel mehr, wie sich ein Mensch verhält, der unter einer psychischen Erkrankung leidet. Die beiden Ausnahmekünstler Ausrine Stundyte und Bo Skovhus bringen unter Dirigent Constantin Trinks die sensationelle Partitur von Prokofjew zum Erglühen.
Dieses selten gespielte Meisterwerk sollte man sich nicht entgehen lassen. Gestreamt wird am 01.05.2021 um 20 Uhr auf myfidelio.at.
Sebastian Kranner
theater
Was: Die Seidentrommel - Nō-Spiel
Wo: ruhrfestspiele.de
Wann: 02. Mai
Die Ruhrfestspiele eröffnen feierlich am 02. Mai und versprechen eineinhalb Monate verschiedenste Stücke und Performances per Stream, beginnend mit Die Seidentrommel. Das Stück atmet den Geist des Nō-Theaters, eine japanische Theaterform, die ganz nah am schamanischen Urtheater gelegen sein soll. Nicht umsonst sammelte Bertolt Brecht Nō-Masken. Für all jene, die nach stundenlangen Videokonferenzen glauben, das Rückgrat eines 87-jährigen zu besitzen: Kopf hoch, der Schauspieler Yoshi Oida beweist, dass auch in diesem Alter noch Tanz möglich ist!
Was: Noch ist alles asphaltiert - Diplominszenierung mrs
Wo: !Live Stream! auf mdwMediathek und YouTube
Wann: Mittwoch, 28. April, 19:30
Viele Bühnen setzen mittlerweile auf vorab Aufzeichnungen und Video on Demand Optionen, live events scheinen selten zu sein. Schade, schließlich wecken bei notorisch Zuspätkommenden die vorwurfsvollen Blicke und widerspenstigen Schuhe der Alteingesessenen sanfte Adrenalinschauer an die Tage des Live Theaters. Gute Nachricht: Am Mittwoch ist die Diplominszenierung Noch ist alles asphaltiert der Max-Reinhard-Seminar-Studentin Rachel Müller live zu streamen! Der Countdown läuft!
Was: The Hills are alive - Böses Puppentheater
Wo: Stream Schauspielhaus Graz
Wann: Freitag, 30. April, 19:30
Das Abschiedsgeschenk des Ex-Präsidenten, eine Mauer quer durch den Garten, gibt der betagten Musiker:innenfamilie Anlass, die Wiedereinbürgerung nach Österreich zu versuchen, allen bürokratischen Tücken und Einreisezentren zum Trotz.
Nikolaus Habjan ist Autor und Darsteller des Stücks F. Zawrel erbbiologisch und sozial minderwertig, das in den letzten Jahren überwältigende Erfolge an dutzenden Theaterhäusern feierte. Nun kann man ihn zusammen mit seinem ehemaligen Lehrer Neville Tranter auf der Bühne sehen. Neben Anspielungen auf Sound of Music (Edelweiß), muss man mit bitterbösem schwarzem Humor rechnen.
Andrej Haring