Crème de la crème - 19.04.21

Die Poesie des Trödels, der uns überflütet, ein Dunkelkonzert mit Überraschung am Ende und was die Doch-Nicht-Konzertmeisterin der Symphoniker mal vom Orchester dachte - Unsere Eventtipps der Woche.

film

Was: Tonsüchtig

Wo: Vodclub.online

Wann: 24/7 Streaming-Angebot, 4,90 €

Alle, die es im Herbst nicht pünktlich vor dem Lockdown in die Kinos geschafft haben, können aufatmen. Der Vorhang für Tonsüchtig ist noch nicht final gefallen. Weltweit von Klassik-Fans umjubelt werden, den „Wiener Klang“ auf internationale Bühnen bringen und sich ganz der Musik hingeben. Klingt gut, das Leben der Wiener Symphoniker. Der Dokumentarfilm Tonsüchtig (Iva Švarcová, Malte Ludin) zeigt aber nicht nur Sternstunden aus dem Goldenen Saal des Musikvereins, sondern bringt auch die weniger prunkvolle Realität aufs Tapet: Versagensängste, Erfolgsdruck, persönliche Zerreißproben.

Und … Wie schlagen sich eigentlich Frauen im ursprünglichen White-Men-Only-Club? (Leider Ex-)Konzertmeisterin Sophie Heinrich gibt einen Einblick. Ein Must-Watch für jene, denen vordergründige Perfektion zu glatt ist.

Was: Seaspiracy: Wie der Mensch die Meere zerstört

Wo: Netflix

Wann: 24/7 Streaming-Angebot

Es sind die Bilder, die Grausamkeiten, die einen abstoßen, das menschliche Versagen, das in seiner ganzen Wahrheit auf den Fernsehbildschirm geschleudert wird. Ein Trailer, der mich anwidert, ist normalerweise kein Grund, einem Film eine Chance zu geben – anders ist das bei Seaspiracy: Wie der Mensch die Meere zerstört. Die Doku, die mittlerweile unter den Top-Ten der geklickten Filme auf Netflix liegt, bringt ans Licht, was der rücksichtslose industrielle Fischfang für das Ökosystem der Meere bedeutet. Spoiler: Nichts Gutes. Protagonist Ali führt die Zuschauer:innen durch das profitgetriebene Geschäft der Überfischung und deckt schonungslos (teils sensationalistisch) auf, was sonst verschwiegen wird: „Wir führen einen Krieg gegen das Meer. Wenn wir den Krieg gewinnen, verlieren wir alles.“ 

Lust auf Thunfischsalat oder ein paar Discounter-Garnelen?

Nina Victoria Ebner

theater

Was: FEED THE TROLL

Wo: Werk X Petersplatz

Wann: 21.04, dann on demand bis 30.04

Seit mehr als einem Jahr hängen wir nun alle im Internet herum. Ob das World Wide Web sein anfängliches Versprechen von Gleichberechtigung und Respekt erfüllen konnte, war schon vor der Pandemie eine der großen Fragen. Doch jetzt wo Fake News und Hass im Netz unsere Wirklichkeit nicht mehr nur mit Filtern vernebeln, wird diese Frage dringlicher, während Antworten weiter ausbleiben. Oder? In Feed The Troll versuchen drei Schauspielerinnen Ordnung auf der Bühne, die das Internet ist, zu schaffen und finden sich wieder in kämpferischen Texten über das Cyberspace. Ist es eine Utopie oder eine Dystopie, oder sogar beides? Ich bin gespannt auf die Antwort.

Was: Poetic Self

Wo: Schwankhalle Bremen

Wann: On demand bis 29.04

Ich kenne keinen in meinem Umfeld, der in den letzten pandemielangen 365 Tagen keinen sinnlosen Quarantäne-Einkauf gemacht hat. Auch kenne ich keinen, der in den letzten 365 Tagen nicht ausgemistet hat. Neue Dinge kamen dazu, alte Dinge sind gegangen. Über alte Fundstücke und neue Lieblingsobjekte handelt auch Poetic Self aus der Schwankhalle Bremen. In der Geschichte, die sie erzählen, wurde sogar auf ein Fundstück geschossen. Das ist in meinem Umfeld (gott sei Dank) nicht passiert. Umso mehr interessiert nun, was denn genau in dem Stück Poetic Self geschehen ist. Finden wir es bis zum 29. April raus!

Was: Mourning becomes Electra

Wo: Volksbühne Berlin

Wann: 23.04, 24/7 verfügbar

Das gekippte Haus auf der Bühne repräsentiert den Haussegen, der schief hängt. In Mourning becomes Electra von Eugene O’Neill wird eine Familienhölle in Dauerschleife gezeigt, dem alten griechischen Mythos der Realismus übergestülpt. Es gibt gesellschaftliche Fragen, die immer wieder verhandelt werden, weil es genauso viele Meinungen wie Menschen auf der Erde gibt. In der Inszenierung von Pinar Karabulut an der Volksbühne können sich die Figuren nicht mehr auf den Wegweiser Moral verlassen, denn in der dunklen Welt die hier skizziert wird, gibt es kein Entkommen aus familiären Intrigen, psychologischen Abgründen und gewaltvollen Auswegen. Die Pressebilder hinterlassen definitiv Eindruck. It’s going to be bold.

Alisa Guberman

musik

Was: KNH-Darkroom #5

Wo: Shizzle

Wann: 19.04, 21:00 - 23:00

Augen zu und genießen! In der Mariengasse 1 in Hernals (17.B.) steht das SHIZZLE (ehem. Kulturcafé Max) - Räumlichkeiten, in denen sich Konzerte, Performances, Ausstellungen, Workshops und weitere Eskapaden treiben. Ganz im Sinne eines weltweiten Veranstaltungsstillstandes, das alles auf deinem Bildschirm. Am Montag startet der Konzert-livestream - mit TWIST. Ohne zu wissen was einen als Zuhörer:in erwartet, bekomme man köstliche Künstler:innen vorgetischt ohne das Sinnesorgan Auge zum Besten geben zu können. Beim sogenannten „Dunkelkonzert“ kann sich der/die Zuhörer:in ganz auf den Klang einlassen. Die Lichter bleiben erloschen bis zur anschließenden Diskussion, in welcher das was und wer geklärt wird.

Das Forum Kulturnetz Hernals kooperiert in diesem Projekt mit ECHORAEUMECamara und Manuel Bader. 

Was: e c h o boomer ‘Aliens On Board‘

Wo: Porgy&Bess

Wann: 25.04, 20:30

Ach! Waren die Abende im Porgy&Bess nicht schön! Kannste haben! Ganz unter dem Motto „The show must go on(line) again“ ist der weltbekannte Jazz-Club aus der Riemergasse mit Übertragungen im vollen Gange. Mit pay what you want beamt man sich in die geschichtsträchtigen Wände. Besonders freu ich mich auf das Konzert am Sonntag -  e c h o boomer geben die tunes aus ihrem Album „Aliens On Board“ zum Besten - Beate Wiesinger ist der Oberkopf der 7 köpfigen Art Pop/Jazz Band und man munkelt vom Jazz der Zukunft! Seid gespannt und lasst euch verführen in ihre Klanglandschaften - du begibst dich in aufregend farbenfrohes Terrain.

Was: planet5events - Resonance Jams Open Mic Session

Wo: Twitch

Wann: 22.04, 20.00 - 22:00

Raum für Jugendkultur in Zürich geht wöchentlich live mit Jamsession vom Feinsten. Beeindruckende Musiker:innen bekommen die Möglichkeit in gemütlicher Barstimmung Zuschauer:innen zum Mitschwanken zu bringen. Von rhythmischen Kopfkickern bis zum Free Jazz auf schöner Bühne und lockerer Atmosphäre erschaffen die Künstler:innen einen Moment und nehmen einen in ihre klangliche Welt mit. Und wegen der Sprachbarriere mach dir keine Sorge - ein bisschen Schweizerdeutsch steckt in uns allen ;)

Zelda Weber

Bohema Bohemowski

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