Crème de la crème - 12.04.2021
125 Jahre (erotisches) Kino in Wien, eine pelmenikochende Primadonna als Giulietta in Linz und Starparade beim Parsifal in der Staatsoper - Unsere Kulturtipps der Woche.
musik
Was: I Capuleti e i Montecchi Wo: Landestheater Linz Wann: Ab 12.04.
Als zurzeit wahrscheinlich fleißigstes österreichisches Theater hat das Landestheater Linz auch in Zeiten des Lockdowns Neuproduktionen von Opern und Theaterstücken en masse erarbeitet und präsentiert nun die vierte solche in der Netzbühne. I Capuleti e i Montecchi ist Vincenzo Bellinis Version der wohl bekanntesten Romanze der Welt, des Stoffs von Romeo und Julia. In mitreißendem Belcanto kann man hierbei nicht nur den letzten Tag der Liebenden miterleben, sondern auch die spannenden Hausdebüts von Anna Alàs i Jové als Romeo und Ilona Revolskaya als Giulietta (die auch als musikalische Pelmeni-Köchin beeindruckend ist).
Praktisch für jeden Geldbeutel jedenfalls das Linzer Pay-As-You-Wish-Konzept mit Vorschlägen zwischen 0€ („Der tragische Einstieg“) und 150€ („Der hohe Preis der Liebe“).
Was: Legendäres mit Bernstein, Hampson und den Philharmonikern Wo: Musikverein Wann: 17.04./18.04.
Leonard Bernstein kann zurecht als Koryphäe in Sachen Mahler gelten. Nicht zuletzt in Wien hat er sich mit einer Gesamtaufführung aller Sinfonien des Komponisten mit den Wiener Philharmonikern in den Geschichtsbüchern und dem kollektiven musikalischen Gedächtnis der Stadt verewigt. Wenn nun also dieses Konzert aus dem Februar 1990, weniger als ein Jahr vor Bernsteins Tod, am kommenden Wochenende vom Musikverein gestreamt wird, kann zusammen mit Bariton Thomas Hampson bei Mahler Rückert-Liedern eine Sternstunde erneut genossen werden.
Was: Parsifal aus der Wiener Staatsoper Wo: Ö1, ARTE Concert Wann: Ab 18.04.
Jonas Kaufmann als Parsifal, Elīna Garanča in ihrem weltweiten Wagner-Debüt als Kundry, Staatsopernmusikdirektor Philippe Jordan am Pult, eine in einem Gefängnis angesiedelte Inszenierung von Krill Serebrennikov, dem von der russischen Regierung die Ausreise verweigert wurde und der nun per Videokonferenz Regie führen musste. Was braucht es mehr, um Opernfans und solche, die es noch werden wollen, hinter die Streaminggeräte zu locken?
Der langjährigen Tradition, Parsifal am Gründonnerstag zu spielen, machte dieses Jahr (welch Wunder!) Corona und ein kleiner Cluster einen Strich durch die Rechnung. So erfuhr die Neuproduktion eine Woche nach Ostern ihre Premiere und wird am Abend des 17.04. auf Ö1 gesendet und ab dem 18.04. auf ARTE Concert als Videoaufzeichnung gratis zur Verfügung gestellt.
Moritz Roniger
film
Was: 125 Jahre Kino in Wien beim Filmarchiv Wo: Na wo wohl… Wann: Bis zum 21. April
Das Filmarchiv feiert das bewegte Bild: Für alle Film-Liebhaber:innen, die vielleicht auch schon genug vom Mainstream-Kino haben und mal in was anderes eintauchen möchten, sei das Programm des Filmarchivs sehr ans Hez gelegt. Im Angebot ist eine herrliche Reise in die Welt des frühen Kino. Geboten wird eine Erfahrung, die wir heute kaum mehr so kennen – die Ästhetik der Zeit, der Aufbruch der neuen Technik, die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des Bewegtbildes. Dazu kommt auch die gesellschaftlich- geschichtliche Komponente. Die Namen, die hier zu finden sind, sind die Pioniere des Films, wie die Gebrüder Lumière (Kanal 1- Welt in Bewegung) und Georges Méliès (Kanal 2- Kinomagier), dazu auch weitere Kanäle wie Wilder Bilder ( Das früher Kino der Attraktion) , Saturn (Wiener Filmerotik) und Geschichte des Kinos. Schaut mal rein, ist kostenlos!
Profondo Rosso
bonus
Was: Haydns Sieben Letzte Worte Wo: Auf Facebook und YouTube der beteiligten Orchester Wann: Dauerhaft seit Karfreitag
Wer es bis jetzt versäumt hat, möge bitte noch in dieses historische Ereignis österreichischer Kulturkooperation und Bundesländerverständigung hineinhören bzw. -schauen. Sämtliche österreichische Landesorchester haben sich, ergänzt um das RSO (welches das nicht existente burgenländische Orchester substituiert) zusammengetan und spielen je einen Satz aus Haydns Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze. Hier ist die vom damaligen Weltstar Haydn ursprünglich für die Stadt Cádiz geschriebene Orchesterfassung zu erleben. Jedes Orchester spielt einen Satz in seinem jeweiligen Stammsaal, die genaueren Fragen der Interpretation (Größe der Besetzung, Originalinstrumente ja/nein, Tempi, Vibrato, etc.), sowie die filmische Umsetzung des Ganzen blieben den einzelnen Klangkörpern überlassen. Auch wenn ihnen das unterschiedlich gut gelang, entstand hier ein beeindruckendes Dokument der Kraft der österreichischen Musik- und Orchesterlandschaft, die beileibe nicht nur aus Wien besteht. Ja, auch in Klagenfurt, Innsbruck oder Bregenz gibt es Orchester!
Moritz Roniger