Kunst gegen die Sintflut

Eine Vision über Rolle der Kunst in der Klimakrise im KUNST HAUS WIEN.

Foto: The Death of Lake Urmia (aus der Serie The Eyes of Earth)/Solmaz Daryani

Foto: The Death of Lake Urmia (aus der Serie The Eyes of Earth)/Solmaz Daryani

“We can change something. We can create impact and build a world around us that we want to live in. We believe that art can move something - in an individual person, but also on a bigger scale“, - dieses Motto von Improper Walls, dem Kulturverein zur Förderung von Kunst und soziokulturellen Initiativen, greifen immer mehr KünstlerInnen und Museen auf-darunter auch das KUNST HAUS WIEN. 

“Art creates an environment for people to think and feel”, sagt Benedikt Partheimer in einem Interview mit dem KUNST HAUS WIEN.  Als erstes Grünes Museum möchte dieses die Welt mitgestalten und zur Bewusstseinsbildung beitragen: Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen stehen daher ganz oben auf der Programmliste. Bis zum 5. April könnt ihr im KUNST HAUS WIEN die Ausstellung Nach uns die Sintflut besuchen, die das dringlichste Thema unserer Zeit behandelt: die Klimakrise. Hier vereinen sich Kunst, Aktivismus und Wissenschaft, um gemeinsam die fatalen Auswirkungen der Klimakrise an ein breites Publikum zu vermitteln, wobei die An- und Abwesenheit des Wassers die Werke miteinander verbindet: Schmelzende Gletscher, ‚betrunkene‘ Bäume und verschwindende Landschaften. Besonders das Video Räumliche Maßnahme von Nicole Six und Paul Petritsch liefert eine eindringliche Message: Petritsch steht auf einer Eisfläche und schlägt Löcher mit einer Spitzhacke in diese ein. Nach 28 Minuten bricht der Boden unter seinen Füßen und er verschwindet von der Bildfläche. 

Während du diese Zeilen liest, müssen Menschen in Bangladesch ihre Häuser mit Sandsäcken vor dem steigenden Meeresspiegel schützen

Außerdem widmen sich die 21 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichen Regionen und zeigen durch Fotografie und Video, dass die Klimakrise kein lokales, sondern globales Phänomen ist. Dass die Auswirkungen im Norden andere als im Süden sind, macht Ursula Biemann filmisch deutlich. In ihrer Arbeit Deep Weather zeigt sie, wie Menschen in Bangladesch gezwungen sind, unzählige Säcke mit Schlamm zu füllen und anschließend aufzutürmen, um Dämme gegen Überschwemmungen zu errichten. 

In der Ausstellung wird gekonnt mit Farben, sowie Licht und Schatten gespielt. Das Ganze ist sehr ästhetisch- vielleicht eine Spur zu sehr für das Thema. So hängen zum Beispiel Fotografien der Serie FloodZones, die von einem satten Grün dominiert sind, auf lila Wänden. Das unterstreicht einerseits die Farben in den Fotografien, trägt aber auch zu einer geheimnisvollen Atmosphäre bei. Auf den ersten Blick nehmen wir die Schönheit der abgebildeten Natur wahr, erst durch genaueres Hinsehen und nach dem Lesen der Begleittexte realisieren wir, wovor wir gerade stehen. In der ganzen Ausstellung gibt es kein Werk, das einen schockieren würde, wie das zum Beispiel Werbungen von Klimakampagnen mit abgemagerten Eisbären auf schmelzenden Schollen tun. Das liegt sicherlich auch daran, dass die KünstlerInnen sich hauptsächlich mit landschaftlichen Aspekten auseinandergesetzt haben, wie etwa dem Gletscherschmelzen, das häufig in der Ausstellung auftaucht. 

Eine wichtige Ergänzung zu der Ausstellung bietet das KUNST HAUS WIEN mit der spannenden Diskussionsreihe in Kooperation mit Fridays for Future und Reading Classes zu Karl Marx mit Lukas Egger von der Universität Wien. Der letzte Online Talk fand am 15.01 zum Thema Klima & Fossile Brennstoffe über Zoom statt. Neben erneuerbarer Energie, den Pariser Klimazielen, Eigenverantwortung und Städteplanung kam natürlich auch die Frage auf, welche Rolle die Kunst bei dem Ganzen einnimmt. Und da waren sich alle einig: eine Schlüsselfunktion. Denn sie hat die entscheidende Fähigkeit, die Öffentlichkeit zu erreichen und Probleme sichtbar zu machen.

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