Bohema Magazin Wien

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Self-publishing. Worth it or a losing game? (not sure yet)

Ana hat in ihrem Debüt-Band "Erfahrungen sammeln- und niemals wieder stillstehen" Gedichte vereint, die die Schattenseiten der Weiblichkeit und Liebeskämpfe behandeln. Selbstveröffentlicht, zeigt sie, dass man nicht auf große Verlage angewiesen ist. Im Interview erläutert Ana ihre Intentionen und das Konzept des Self-Publishing.

Side Facts

Ana eine Philosophie und Erziehungswissenschaften Studentin in Wuppertal hat in ihrem Buch „Erfahrungen sammeln – und niemals wieder stillzustehen“ zahlreiche Gedichte vereint, die sie über mehrere Jahre hinweg geschrieben hat. Thematiken, die von den Schattenseiten der Weiblichkeit bis hin zu Kämpfen in der Liebe reichen, werden in ihrem Gedichtband behandelt. Der*die Leser*in hat die Möglichkeit, zwischen den reimenden Worten in die Gefühlswelt von Ana einzutauchen und für ein Weilchen in Ana’s Gedanken zu versinken.

Sie hat die Publizierung ihres Gedichtbandes selbst in die Hand genommen und damit bewiesen, dass es nicht notwendig ist, auf die Zustimmung großer Verlage zu warten. Ich habe Ana im Rahmen dieses Interviews kennengelernt und konnte mehr von ihren Intentionen und dem Konzept Self-publishing erfahren. stay tuned

Gedichtband: Erfahrungen sammeln – und niemals wieder stillzustehen

Autorin: von Ana Cava

erhältlich: https://www.amazon.de/Erfahrungen-sammeln-niemals-wieder- stillzustehen/dp/B0CPVN5CZB/ref=tmm_hrd_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr=

Location des Interviews: online

Stay Tuned

Stephanie (Bohema): Wie kam es zur Idee, deinen Gedichtband zu veröffentlichen?

Ana:  Schon im Deutschunterricht habe ich angefangen, Gedichte zu schreiben. In den Gedichten konnte ich meine Gefühle ausdrücken, die sonst nicht so viel Raum hatten, zum Ausdruck zu kommen. Im Philosophieunterricht hatten wir dann mal die Aufgabe, über Lebenserfahrungen etwas zu schreiben. Mein Text ist während des Schreibens zum Gedicht mutiert. Wahrscheinlich lassen sich in meinem Kopf meine Gefühle leichter reimen. Mein Philosophielehrer hat mein Gedicht dann in einem anderen Kurs besprochen und analysiert. Mir wurde bewusst, dass andere Menschen meine Texte lesen und ihre eigenen Interpretationen daraus ziehen. Für mich war das total interessant. Als ich merkte, dass meine Texte auch anderen etwas bringen, kam mir zum ersten Mal der Gedanke - meine Texte irgendwann zu veröffentlichen. So konnte ich auch meinen Kindheitstraum, Autorin oder Schriftstellerin zu werden, verwirklichen. Dann 2023, als ich das zweite Gedicht „Entscheidungen treffen“ geschrieben habe, bin ich einmal durch meine Gedichtsammlung gegangen und es wurde mir klar, dass das schon eine ganze Menge ist und ich das doch veröffentlichen könnte. Danach fehlte eigentlich nur noch das Design. 

S: Du hast zusammen mit deiner Freundin Laura Gilfert das Design gemacht. Wie war es mit einer Freundin zusammenzuarbeiten? Wie habt ihr es geschafft, ehrlich und transparent zueinander zu sein, ohne die Freundschaft zu gefährden?

A: Das hat mich und Laura noch nie irgendjemand gefragt. Die Zusammenarbeit hat eigentlich von Anfang an sehr gut funktioniert. So gut, dass wir jetzt schon an den nächsten Projekten zusammenarbeiten :) Ein Grund dafür ist gerade bei uns beiden, dass wir sehr rücksichtsvolle Menschen sein wollen (kleiner Schmunzler). Dadurch war es oft schwierig uns gegenseitig wirklich klarzumachen, was wir jetzt gerade vom anderen wollen. Eine Schwierigkeit bestand darin, Grenzen zu setzen oder Deadlines einzuhalten und dies dem anderen auch wirklich offen zu kommunizieren, ohne böse zu sein und ohne die ganze Situation auf unsere Freundschaft zu beziehen. Etwas, was gut geholfen hat war, dass zwischen mir und Laura keine Rivalitäten bestehen. Jedem war klar, wer für was zuständig ist. Am Ende wurden wir beide auch für unsere Arbeit bezahlt. Sie mit Geld und ich mit Aufmerksamkeit.

S: Warum hast du dich entschieden, die Veröffentlichung deines Gedichtbandes selbst in die Hand zu nehmen?

A: Die Antwort klingt wahrscheinlich ein bisschen lasch. Der Grund war, dass ich einfach nicht genug über Verlage wusste. Während meiner Recherchen über Self-publishing bin ich über einen Artikel, der „Amazon KDP“ thematisiert, gestolpert. Über „Amazon KDP“, also Kindel Direct Publishing, kann man seine Bücher selbstständig hochladen und direkt veröffentlichen. Dieser Mangel, „mich zu trauen“ bei einem Verlag anzurufen und dann eventuell mit einer Absage/Kritik umgehen zu müssen oder etwas anpassen zu müssen, hat mich abgeschreckt. Beim Self-publishing habe ich den Vorteil, die komplette Kontrolle zu haben. Ein großer Pluspunkt war dann natürlich auch, dass das Ganze auch nichts gekostet hat. Das Einzige, was ich jetzt sozusagen „bezahlt“ habe, war Zeit. Man muss aber nicht unbedingt Amazon KPG benutzen. Es gibt auch andere Anbieter, wie z.B. „epubli“. Da habe ich jetzt auch mein Softcoverbuch hingeschickt und warte, bis mein Probedruck ankommt. Der Vorteil von epubli ist, dass das Buch über die epubli-Website, Amazon und den Buchhandel verkauft werden kann.

S: Umgang mit Kritik. Ich glaub, das ist ein ganz großer Faktor, der auch voll wichtig ist in dem Self-publishing Kontext. Denn viele Leute trauen sich gar nicht, ihre Sachen zu veröffentlichen.  Grund dafür ist die Angst vor Ablehnung und Kritik. Viele Verlage stellen sich meist einzig allein die Frage, ob sich das Buch verkaufen lässt und fokussieren sich relativ wenig auf das Kunstwerk per se. Da finde ich es eben schön und mutig, dass du das selbst in die Hand genommen hast.

A: Aber das ist alles nur möglich, weil ich in einer privilegierten Situation bin. Wo ich auch die nötige Zeit habe.

S: Wie lange hast du an dem Gedichtband gearbeitet und wie lange hast du an der Überarbeitung gesessen?

A: Echt nicht lange. Die Gedichte habe ich über Jahre hinweg gesammelt. Ich habe nur eine Nacht für die Digitalisierung benötigt. Die Rechtschreibung, Grammatik und das Sortieren habe ich jeweils in einer weiteren Nacht erledigt. Abschließend habe ich alles noch einmal in einer Woche überarbeitet und mehrmals durchgelesen.  Insgesamt habe ich also nicht mehr als 1-2 Wochen Arbeit investiert.

S: Wie viel hat das Projekt all in all gekostet?

A: Gar nichts. Alle Einnahmen habe ich Laura für das Design gegeben. Das Hochladen auf die Plattformen ist kostenlos. Es werden lediglich die Druckkosten etc. von den Einnahmen abgezogen. Bei einem Verlag würde man da bestimmt mehr bekommen. Ich selbst habe jetzt 2 Euro pro Buch bekommen. Weniger Geld, aber dafür mehr Kontrolle.

S: Welche rechtlichen Aspekte muss man beim Self-publishing bedenken?

A: Ein großer Tipp, der wahrscheinlich keine allzu große Neuigkeit ist: Auf jeden Fall das Kleingedruckte lesen. Was ich auch erst im Laufe der Zeit herausgefunden habe, ist, dass man nicht mehrere Selbstveröffentlichungen auf verschiedenen Plattformen gleichzeitig machen darf. Beispielsweise nicht gleichzeitig auf Amazon und auf epubli. Geistiges Eigentum und Veröffentlichungsrechte sind auch wichtige Faktoren, die es immer zu beachten gibt. Man tritt ja dann schon gewisse Rechte ab, wenn man sich auf Plattformen wie Amazon anmeldet. Da würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich selbst beraten zu lassen. Bei Werbedeals muss man auch sehr vorsichtig sein. Da kann es wirklich oft schwer sein, da wieder rauszukommen. Außerdem hat man beim Self-publishing so eine Art Grenze, dass, wenn man unter 100 Euro im Monat verdient, sie einem das Geld nicht auszahlen.

S: Wo kann man deinen Gedichtband kaufen?

A: Momentan nur bei Amazon, aber hoffentlich bald auch in den Buchhandlungen.

S: Kannst du es weiterempfehlen, selbst-publishing zu betreiben?

A: Wer nicht viel zu verlieren und viel Zeit hat, dem würde ich es auf jeden Fall empfehlen. Ich muss aber auch sagen, dass ich keinen Vergleich mit einem Verlag habe.

S: Können wir uns auf ein weiteres Werk von dir freuen?

A: Ja, auf jeden Fall. Im Moment arbeite ich mit Laura an einem neuen Gedichtband. Hoffentlich werde ich dann auch bald mit meinem Roman fertig. Wer weiß, vielleicht klopfe ich dann auch mal bei einem Verlag an.

Zusatzfragen

S: Der Titel deines Gedichtbandes lautet „Erfahrungen sammeln – und niemals wieder stillzustehen“. Oft habe ich das Gefühl, dass die Notwendigkeit immer in Bewegung zu sein, (sei es im Kontext Produktivität, Erfahrungen sammeln und so weiter), eher etwas Selbstzerstörerisches ist und unrealistisch ist. Warum verbindest du mit dem Wort Stillstand etwas Negatives?

A: Die Frage ist echt schwierig zu beantworten. In manchen Momenten würde ich es genauso lesen, wie du das beschrieben hast. In anderen Momenten habe ich es eher so wahrgenommen, wie ich es in meinem Gedichtband interpretiert habe. Was bei mir „stillstehen“ immer so gefährlich anfühlen lässt, ist bestimmt der Grund, dass ich immer etwas anfällig bin für depressive Phasen, wo ich mich für wenig motivieren kann. Das größte, was ich an diesen Tagen mache und was mir dann auch reicht, ist dann einfach nicht „stillzustehen“. Da reicht auch schon aufzustehen oder mir meine Zähne zu putzen. Wo das „Weitermachen“ in der Gesellschaft schädlich wird, ist, wenn wir Dinge tun, die wir nicht tun wollen.

S: Warum hast du dich entschieden, den Band zu veröffentlichen, denn deine Gedichte sind ja schon eher persönlich. War das für dich dann so quasi eine andere Art von Reflexionsarbeit, so wie es viele beim Journaling machen?

A: Ich glaube, bei mir spielt da echt viel die Aufmerksamkeit mit.  Vor allem die Themen, die ich im Gedichtband anspreche, kommen im Alltag oft nicht zur Sprache. Aber wenn ich diese Themen in der Form eines Gedichts verpacke, bilde ich mir selber ein, dass ich dann mehr Aufmerksamkeit auf das Thema und meine Gefühle bekomme.

S: Danke dir für das schöne Gespräch!

A: Ich danke dir! :)