In a future far, far away …
Auf der Suche nach einer entflohenen Ganovin auf einem fremden Planeten ohne Männer und mit ganz viel Lust - Willkommen auf After Blue.
Eine weibliche Stimme nimmt uns mit auf eine Reise in eine weit entfernte Zukunft und erzählt uns von einer uns nicht so unbekannten Vergangenheit. Nachdem die Menschheit die Erde zu Tode gewirtschaftet hatte, begab sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat. So siedelte sie sich auf einem neuen Planeten an, in einem neuen Paradies, dem Nachfolger des Blue Planet, dem After Blue. Und um nicht dieselben Fehler zu wiederholen und den nächsten Planeten ins Verderben zu stürzten, stellte man strenge Regeln auf und verbannte alle technischen Geräte.
… without men
Aber genau dieses Paradies, dieser Neustart, entpuppt sich zumindest für die meisten als tödlich. Denn derselbe Virus, der überall am Körper von Frauen Haarwuchs verursacht, macht es Männern unmöglich, auf dem Planeten zu überleben. In dieser wunderschönen harschen Welt begleiten wir Roxy und ihre Mutter Zora auf der Jagd nach einer Gesetzlosen.
Leider wird nicht näher darauf eingegangen, warum sich die Figuren scheinbar in einem Zustand der Dauergeilheit befinden. Womöglich liegt es an der Atmosphäre des fremden Planeten oder sie ist ebenfalls eine Folge des Virus. Man erfährt es schlichtweg nicht. Des Öfteren ertappt man Roxy, wie sie sich selbst befriedigt, und wenn es dazu kommt, dass die Protagonistinnen einmal auf andere Frauen treffen, muss auch gleich geschmust werden. Vielleicht lassen sich die Masturbation und die erhöhte sexuelle Aktivität als eine Flucht aus dem rauen Alltag der Figuren interpretieren, vielleicht aber auch nicht.
Gerade jetzt, wo eine Vielzahl an Menschen in die Kinos strömen, um darüber zu staunen, was alles mit CGI möglich ist, erscheint After Blue wie ein kompletter Gegenentwurf zu den Kinokonventionen des Mainstreams. Anstatt nämlich das Publikum mit am Computer generierten Phantasie-Welten zu überfordern, präsentiert der französische Regisseur Bertrand Mandico eine Welt, die so wirkt, als wäre sie gänzlich per Hand geformt und erschaffen worden. Das Publikum wird auf einen fremden Planeten entführt und streift gemeinsam mit den Protagonistinnen durch extraterrestrische Landschaften, die man selten so einzigartig im Kino gesehen hat.
An 80s fantasy
Die detailverliebten Kulissen und die Kostüme, die einem wie eine Reminiszenz aus Fantasy-Filmen der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorkommen, laden förmlich dazu ein, die Welt, die sich vor einem aufmacht, mit allen Sinnen zu erkunden. Wäre da nur nicht die Leinwand, die ein solches Vorhaben unterbindet.
Wilder Genre-Mix
Mandicos Vision war es, After Blue als einen Genre-Mix aus Western und Science-Fiction umzusetzen. Dies ist dem Regisseur mehr als gelungen. Mit weiten Landschaftsaufnahmen, Pferden und den einheimischen Indians haben nicht nur Aspekte aus dem Genre des Western Eingang in den Film gefunden, vielmehr noch wird er als eine Art Sci-Fi-Märchen inszeniert, welches in manchen Szenen tiefgreifenden Themen wie Klimakrise, Schuldgefühle und Einsamkeit anstreift, nur um sich dann im nächsten Moment umso heftiger wie ein psychodelischer Fiebertraum anzufühlen.
Wer sich nicht vom Set-Design und den bunten Bildern abschrecken lässt bzw. vielleicht ganz im Gegenteil diese zu schätzen weiß, kommt im Kino durchaus auf seine Kosten. Auch wenn sich After Blue besonders ab dem mittleren Teil etwas anfängt zu ziehen und man hinterfragen kann, ob die Geschichte nicht auch in unter zwei Stunden hätte erzählt werden können, so lässt sich fast nur eine Empfehlung für After Blue abgeben. Gerade der wunderschön gestaltete Planet mit seiner Fauna und Flora und die außergewöhnliche Inszenierung einer originellen Geschichte machen diesen Kinobesuch wahrlich zu einem skurrilen Kinoerlebnis.