Ain’t nobody got a mom like me!

Von Madonna, Insta-Supermoms und der Suche nach einer weiblichen* Generationengeschichte: Das alles gabs bei der Premiere von „Ahnfrauen“ im Kosmos Theater.

Die projizierte Über-Mom /// (c) Nikola Milatovic

Wo komm ich her? Wo sind meine Wurzeln? Was ist meine Geschichte?

Das sind die Fragen, die sich die Rabtaldirndln in ihrem neuen Stück in Kooperation mit dem Kosmos Theater unter der Regie von Nadja Brachvogel stellen. Auf der Suche nach Antworten stolpern Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier über soziale Ungerechtigkeiten und sexistische Diskriminierungen, die sowohl früher als auch heute Probleme bereiten. Dabei setzen sie sich mit den eigenen Müttern - den „Ahnfrauen“ eben - auseinander.

Körper als Projektionsfläche

Beim Betreten des Saals wartet das Bühnenbild in Form einer überdimensional großen, nackten Frau auf die neugierigen Zuschauer*innen. Was zuerst grotesk wirkt, wird zu Beginn der Handlung als Projektionsfläche definiert: dieser Körper ist Mutterleib, Kinoleinwand, Sitzgelegenheit und Indoor-Spielplatz zugleich. Aber allem voran ist sie selbstverständlich eins: Geborgenheit. Oder ist das gar nicht so selbstverständlich? Wir beobachten nicht nur vier gespielte Figuren, die innerhalb von neunzig Minuten ihrer Vergangenheit auf der Spur sind, sondern die Darstellerinnen bringen sich selbst performativ hervor.

Echte Namen, echte Leben, echte Sorgen, echte Mütter. Ganz unzensiert eben. Uns wird nicht nur das Stück gezeigt, sondern es wird gleichzeitig erzählt, wie es zustande gekommen ist. Eine Art behind the scenes, aber on stage und gleichzeitig mit den scenes… Die vier Frauen geben Einblicke in ihre Recherche: beginnend mit teilweise sehr nervenzehrenden Gesprächen mit den eigenen Müttern über die persönlichen Vergangenheiten und Diskussionen mit Wissenschaftlerinnen, zeichnen sie ihren Weg bis zum schlussendlichen Finale: Der Verkörperung ihrer Mütter. Das Publikum scheint sich (oder die Eltern?) wiederzuerkennen. Gelächter im Saal.

Die „selbstverständliche“ Care-Arbeit

Wenn uns die Wissenschaftlerin, die durch die Darstellerinnen auf der Bühne spricht, erklärt, um was es sich bei der doppelten Vergesellschaftung handelt, wird eins glasklar: Mütter leisten viel. Viel, was ungesehen bleibt. Viel, was ungeschätzt bleibt. Das Stück ist ein bunter, paradoxer und chaotischer Wirrwarr aus scheinbar gänzlich entfremdeten Körpern, die zu realen Personen werden; grotesken Szenen, die zu Tränen rühren und Momenten, die die Lachmuskeln trainieren.

Obwohl wir hier viel über die ernsthafte Geschichte der Mütter lernen (sowohl der Mütter der Schauspielerinnen als auch der Mütter der Welt), gibt es viel zu lachen. Besonders überraschend ist, dass auch Mutter-Tochter-Beziehungen auf der Bühne verhandelt werden, die nicht ganz so rosarot und pudelweich ablaufen, wie man es in vielen Inszenierungen mit diesem Thema zu sehen bekommt. Ahnfrauen ist ein Theaterstück mit Brust, Herz und Seele. Fragt doch eure Mütter auch mal nach ihrer und eurer Geschichte. Oder noch besser: Nehmt eure Mütter mit und ab ins Kosmos Theater!

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