Die gar nicht so fürchterlichen Fünf

Ein Stück, das so schön Lust darauf macht, fürchterlich zu sein. Das theater.nuu spielt eine Kinderbuchadaption im Dschungel, die für jedes Alter erkenntnisreich ist.

Palatschinken-Begeisterung /// (c) Bettina Frenzel

Was haben eine Ratte, eine Hyäne, eine Kröte, eine Spinne und eine Fledermaus gemeinsam? Freilich sind es alles Tiere, aber nicht alle sind Wirbeltiere. Und auch in Größe, Farbe und Form unterscheiden sie sich voneinander. Eines haben sie in den Augen der meisten Menschen allerdings gemein: ihre Fürchterlichkeit. So will zum Beispiel niemand die Kröte küssen, aber wer es nicht tut, wird nie erfahren, ob sich hinter der grünen, warzenbedeckten Haut nicht vielleicht doch ein hübscher Prinz versteckt. Und weil die Hyäne die ganze Zeit lacht, gehen die meisten davon aus, dass sie fröhlich ist. Aber hat jemals jemand die Hyäne gefragt, wie es ihr wirklich geht?

Kaum treffen die fünf Tiere auf der Bühne aufeinander, merkt man, dass sie gar nicht so abscheulich sind, wie sie es sich selbst einzureden versuchen. Geplagt von Selbstzweifel und Angst, suhlen sie sich in ihrem Selbstmitleid und erzählen sich, was sie alles nicht können. Währenddessen versuchen sie, sich auch gegenseitig immer wieder aufzumuntern: „Schau her! Du bist gar nicht so fürchterlich, ich bin viel schlimmer!“.

Wunderbar entsetzlich

Mithilfe bunter und schrill gestalteter Kostüme und durch ihr tolles Schauspiel schaffen es die fünf Darsteller*innen Elina Lautamäki (Spinne), Alicia Edelweiss (Hyäne), Michael Haller (Ratte), Kajetan Uranitsch (Kröte) und Emmy Steiner (Fledermaus) sich vor den Augen des Publikums zu verwandeln. Wenn beispielsweise Emmy Steiner die Stufen neben der Tribüne hinunter rast, faucht und wild mit ihrer offenen Lederjacke wedelt, oder Michael Haller als Ratte seine Runden durch den Raum zieht und allerlei „Kostenloses“ anschleppt, wirkt es fast so, als würde man sich tatsächlich mit den Tieren in einem Raum zu befinden.

Als die Hyäne das erste Mal die Bühne betritt und beginnt, auf ihrem Akkordeon ein Lied nach dem anderen anzustimmen und im Verlauf des Stücks auch die anderen Tiere zu ihren Instrumenten greifen und zu singen beginnen, entpuppt sich das Theaterstück beinahe als ein Konzert. Besungen werden all ihre Abscheulichkeiten, wobei man anmerken muss, dass sie diese sie gar nicht so fürchterlich machen. Viele eher erzeugen sie ein Verlangen danach, ebenfalls so wunderbar fürchterlich zu sein.

Die inneren Werte … und Palatschinken

Auch wenn es mittlerweile sehr aus der Zeit gefallen wirkt, wenn ein Stück oder eine Geschichte an seinem Ende mit einer Moral aufwartet, so ist die Moral der theater.nuu-Bühnenadaption des Kinderbuchs Die fürchterlichen Fünf eine, aus der jeder Mensch, ob alt oder jung, etwas lernen kann: Auf die Akzeptanz der anderen sollte man pfeifen, denn man lebt nicht, um zu gefallen, die inneren Werte zählen, und wenn man am Ende seine Freund*innen hat und einen Haufen Palatschinken, ist alles gut.

Wer die heurige Spielserie von 18. Bis 24. November im Dschungel Wien verpasst hat, kann sich freuen, denn nach einer etwas längeren Pause kehrt das Stück im April 2023 erneut in den Dschungel zurück.

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