Do It Yourself vom Feinsten

Vom Lockdowntraum im Schlafzimmer zum Debütalbum: Die junge Band Flirtmachine kämpft in einer Ära des Zerdenkens von Musik gegen den Perfektionismus an. Dabei lautet die Devise: einfach mal machen.

Flirtmachine Forever is out now /// Flirtmachine (c)

Bevor ich mit Robert, dem Kopf und Begründer der Band Flirtmachine sprach, war ich überzeugt davon, dass seine Musik absichtlich einen trashy Vibe hat. Vor allem da auch so viele humoristische Songs im Repertoire von Flirtmachine zu finden sind, wie zum Beispiel Cats in the Park. Umso spannender war es, Robert zuzuhören, wie er die Entstehungsgeschichte der Band auffächert: Sie beginnt – wie so oft in diesem Jahrzehnt – im Corona-Lockdown, hobbysuchend und allein in einem Schlafzimmer. Wenn man wirklich mit allem bei null anfängt, dann dürfen die Projekte zu Beginn schon mal trashy klingen. Im Vordergrund steht der Do It Yourself-Ansatz!

Vom Solo-Projekt zur Live-Band

Robert beschloss sich selbst das Gitarre-Spielen beizubringen und begann damit, seine Songs zu schreiben, die er komplett selbst entwickelt – vom Einspielen der Instrumente über den Gesang bis hin zu Produktion und Release. Da blieben Konsequenzen bei den ersten Versuchen auch nicht aus: So hat Robert beispielsweise beim Umbenennen der Band von „The Flirtmachine“ zu „Flirtmachine“ sein Spotify samt der Streams löschen und wieder neu erstellen müssen. Über die Frage, wie schmerzhaft es war, alle Streams zu verlieren, lacht Robert: Es sei schon hart gewesen, aber es war noch eine verkraftbare Anzahl an Streams. Und als sich die Corona-Situation in diesem Jahr allmählich beruhigen sollte, war für Robert klar: Flirtmachine ist vor allem auch eines – eine Live-Band. Und so belebte er die Live-Band wieder, in der auch sein Bruder Mitglied ist, und spielte seine ersten Gigs des Jahres unter anderem im B72.

Flirtmachine live im B/72 /// Sophia Oberrauch (c)

DIY-Authentizität

Dass so ein experimenteller Zugang zur Musik aber auch etwas sehr Natürliches und Authentisches an sich hat, beweist das neue Album Flirtmachine Forever, das am 2. September seinen Releasedate hatte. Vor allem mit der Single Lovers wird klar, was für einen herrlichen Oldschool-DIY-Vibe Flirtmachine an den Tag legt. Der Song wurde auch schon etliche Male auf FM4 gestreamt und kommt bei der Hörer*innenschaft (inklusive mir ;)) gut an.

Ich traf Robert im Grünen Prater, um mit ihm über sein Projekt zu sprechen.

Bohema: Das Video zu Mein Haus ist super trashy…

Robert: Ja, weil trashy einfach ist!

B: Ja es wirkt gut mit wenig.

R: Genau! Das ist eben die Kombination aus dem, dass man sich natürlich künstlerisch viele Gedanken macht: Wie repräsentiert man sich? Wie will man sich das vorstellen? Aber wenn es dann um das Technische geht – um das Thema Musikvideo – dann checkt man schnell, dass man nicht immer gleich ein 2000€-Budget bei der Hand hat. Das hat es schon immer gegeben, dass man sich dann low-effort einfach die Kamera nimmt. Und nachdem wir jetzt keine Weltstars sind, brauchen wir bei unserer Bandgröße auch kein riesiges Budget.

B: Aber willst du da irgendwann mal hinkommen?

R: Ja, das ist das Ding. Man sagt das immer so in Interviews und falls es mal wirklich klappt, dann sind wir die nervige Band mit den super-überproduzierten Musikvideos und man denkt sich: Jaja, vor ein paar Jahren war das noch ganz anders.

B: Haters gonna hate.

R: Haters gonna hate and lovers gonna love! Aber ja, wenn ein Hype da ist, stellt man sich natürlich die Frage: Kann man da etwas bieten, was „big“ ist? Ich würd‘s mir auf jeden Fall mal wünschen, wenn man mal so richtig ein movie-like Flirtmachine-Musikvideo hat, dann passiert das vielleicht auch mal. Ausschließen würde ich es nicht. Es geht einfach um die aktuelle Dynamik unserer Releases.

B: Spontanität ist dir also wichtig? Go with the flow?

R: Ja, vielleicht Spontanität aus dem Grund, dass man faul ist (lacht). Es ist nicht ausgeschlossen, dass nur weil wir jetzt Trash machen, wir später dann keinen Trash machen. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass wir nur Trash machen (lacht).

Trash hin oder her, Musik muss vielleicht doch nicht so perfektionistisch und bis ins letzte Detail durchgeplant sein. Sie kann auch aus einem experimentellen Ansatz glücken. Überzeugt euch selbst und hört rein ins frisch releaste Flirtmachine Forever

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