Elektronisches zum Semesterstart
Jeden Monat stellt die Musikredaktion neue Songs vor. BOHEMA legt im September auf: Olgas Boris, Jockstrap, Gran Bankrott …
Olgas Boris: Schule
Während der Uni-Start den meisten noch bevorsteht, sind Schüler*innen (vorerst) wieder in den Klassenräumen. Olgas Boris haben den Schulbeginn genutzt, um bei einer Mischung aus unwiderstehlichem Elektro-Folk und „Möchtegern Hip-Hop“ subtil Kritik an Ordnungsgefüge auszuüben. Im Musikvideo wird hierfür ein besonders ausgefallener Maturastreich veranstaltet. Schule ist eine weitere Single aus dem Debütalbum des Wiener Duos, welches am 19. November auf Feber Wolle erscheint.
George Riley: Running In Waves
Die Londonerin verbindet gemeinsam mit Produzent Vegyn (Frank Ocean) watteweichen Soul mit den Breakbeats des UK Garage zu einer wunderbar ergreifenden Angelegenheit, die u.a. auf dem Titeltrack des Mixtapes Running In Waves noch um Streicher-Arrangements erweitert wird. Mit ihrem zweiten Mixtape hinterfragt Grenzen und Erfüllung in romantischen Verhältnissen, und erfüllt nach der formidablen Anz-Collab You Could Be (2021) alle Erwartungen.
Gran Bankrott: Nichts hilft
Für den finalen Beitrag zum multimedialen Multiverse Die Singles, behält Gran Bankrott den New Wave-Sound der letzten Singles ist bei. Dieser fällt diesmal weniger düster aus, sondern wird von einer Synthie-Melodie à la Depeche Mode’s Just Can’t Get Enough getragen. Inhaltlich geht es aber nach wie vor existenzialistisch zu, denn Die Singles ist u.a. ein apokalyptisches Konzeptalbum zur Wiener Musikszene in düsteren Zeiten. Der zugehörige Kurzfilm mit Wiener Szenegröße Brii Bauer steigt dann aber verhältnismäßig humoristisch aus.
Jockstrap: Debra
Das schottische Duo, das nach der aussparenden Unterwäsche benannt ist, hat mit I Love You Jennifer B, sein Debütalbum vorgelegt. Darauf spielen Georgia Ellery and Taylor Skye weiterhin mit einer Bandbreite an Ideen und Sounds, die sonst jede Platte sprengen würden. Die beiden hatten aber schon mit der Wicked City EP bewiesen, dass sie Meister*innen im Collagieren von vertrackt-elektronischen Tracks sind, die trotz all der Manipulationen organisch und warm wirken. Ein solcher ist Debra, der nach einem theatralischen Intro in einen stampfenden Banger explodiert.
Cryalot: Labyrinth
Auf dem Solo-Debüt-EP unter ihrem DJ-Alias Cryalot interpretiert Sarah Midori Perry (Kero Kero Bonito) den antiken Mythos um Ikarus im Sinne mentaler Zustände – und diese fallen eher düster aus. Ähnlich wie Anthea und Requiem Anfang des Jahres mit ILLUSION eine musikalische Gegenüberstellung von Licht und Schatten darboten, überraschte Cryalot auf der Lead-Single Hell Is Here mit höllischem Screamo. Die restlichen Songs sind aber dann doch feingeschliffene Hyperpop-Juwelen. Das glänzendste davon ist Labyrinth, auf dem Cryalot von ihrer eigenen Ausweglosigkeit singt, wie auch im Video verdeutlicht.
Lolahol: Lock&Key
Ein Debüt legt auch Lourdes Leon (in Medien gerne plakativ als „Madonnas Tochter“ referenziert) mit ihrer ersten Single als Lolahol vor. Der Track wurde von Eartheater produziert, die auch beim Musikvideo Regie führte und an deren Seite Leon auch im Video im GTA-inspirierten Joyride-Video bereits aufgetreten ist. Stilistisch ist Lock&Key an Eartheaters experimentellen Club-Tracks angelehnt, inhaltlich wiederum eine Hommage an Lady Gaga circa 2010, wie das The Fame-Ära referenzierende Musikvideo und die Textzeile „No sleep, next plane, no sleep / Make up, next club, next car/ Next plane, no sleep, no fear“ verdeutlichen.
Diese und alle weiteren ausgewählten Songs sind in der BOHEMA legt auf-Playlist auf Spotify zu hören!