Er ist ein Mann, das reicht

Kult, Obszönität und Traditionen von vorgestern - Der Prinz aus Zamunda 2 sorgt für ehrliches Lachen und Kopfschütteln gleichermaßen.

Foto: Amazon Studios

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Der eine sucht „die perfekte Frau“, der andere „die perfekte Vagina“ – mit diesen Zielen stürzen sich Prinz Akeem (Eddie Murphy) und sein Begleiter Semmi (Arsenio Hall) in den 80ern vom afrikanischen Paradies Zamunda ins Abenteuer New York. Long Story short: Akeem findet in der seichten Komödie mit Lisa (Shari Headley) seine große Liebe, sie gehen gemeinsam an den Königshof, bekommen drei Töchter und leben glücklich und zufrieden bis .... 30 Jahre später die Sache mit dem Thronerbe das Königshaus und seine Werte auf die Zerreißprobe stellt: Startschuss für Der Prinz aus Zamunda 2.

Stellt euch eine Gesellschaft vor, in der Frauen strukturell benachteiligt sind. Eine Welt, in der viele Führungspositionen Männern vorbehalten sind. In der Frauen und Männer nicht die gleichen Karrierechancen haben. Skurril, nicht? Eine solch „utopische“ Welt greift die US-amerikanische Produktion im königlichen Setting auf. Die Töchter von Akeem und Lisa stecken in ihren Teenage-Years und werden seit dem ersten Atemzug auf ihre Rolle im Palast vorbereitet. Speziell die erstgeborene Prinzessin, Meeka (KiKi Layne), irgendjemand soll schließlich den Thron übernehmen. Da gäbe es nur ein Problem: Ihre offensichtliche Weiblichkeit. Ein No-Go, wie kann sie nur! Ein Mann muss her, ein ECHTER Thronfolger. Also wird in der Vergangenheit gekramt.

One-Night-Stand mit Spätfolgen

Dass ein One-Night-Stand folgenreich sein kann, merkt Akeem spätestens jetzt: Er hat einen „Bastard-Sohn“ in Ämerika – einen mit lässigem Hip-Hop-Style und Street Credibility. Glück im Unglück, denn endlich hat das Königreich einen männlichen Nachfolger. Hip Hip Hurray! Also wird der Queens-Survivor (Jermaine Fowler) nach Zamunda gekarrt. Er braucht schleunigst einen Prinzen-Crash-Kurs – nur pro forma, denn allein seine Genitalien garantieren den Posten als Thronfolger.

Wir fassen im Jobcenter-Ton zusammen: Es gibt eine Bewerberin mit mehrjähriger Erfahrung, die alle Qualifikationen erfüllt und einen Bewerber, der das nicht tut. Logischerweise wird alles daran gesetzt, die Position mit dem männlichen Bewerber zu besetzen. Die Tradition will es so, wie anmaßend wäre eine Intervention in ein jahrhundertealtes System?

Huldigung des Selbstverständlichen

Wie wir wissen, werden Ideen dann am besten angenommen, wenn sie für die eigenen gehalten werden – das gilt auch für Könige. Denn nach genügend Gegenwind vom neugewonnenen Prinzen kommt Akeem ein fabelhafter Einfall: Was ist, wenn das, was nicht passt, passend gemacht wird? Was, wenn die Tradition einfach neu geschrieben wird? Schon ist der Gesetzestext geändert und Meeka wird als erste ThronfolgerIN anerkannt. Wow, denkt man sich an dieser Stelle des Filmes. Hut ab, Akeem, so fortschrittlich, das Projekt Feminismus ist abgeschlossen, vielen Dank. Ironie off.

Der Prinz aus Zamunda 2 ist nicht besser gemacht als Teil 1: Es passiert viel und das am besten gleichzeitig – was zu humoristischen Dialogen und Situationen führt und mindestens genauso oft zu grottenschlechten Witzen zum Fremdschämen. Das Fünkchen Ernst liegt wohl in der Problematisierung der angeblichen Tradition, die das patriarchale Denkmuster legitimiert. Bei den vielen sexistischen Seitenhieben kauft man den Macher*innen rund um Regisseur Craig Brewer politisch korrekte Botschaften dennoch nicht ab. Dafür ist dieser Humor zu anspruchslos.

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