Next-Level-Unplugged

Echter, innovativer und intensiver – Das 5K HD-Erlebnis im Mozartsaal des Konzerthauses war der Beweis, dass die Grenzen des Unplugged-Sounds noch lange nicht ausgereizt sind.

5K HD /// Hanna Fasching (c)

Dieses Gefühl des Wartens vor einem Konzert gehört für mich einfach zu einem Konzertabend dazu. Ich versuche, die Energie des Raumes aufzunehmen. Zu beobachten, welche Leute zu welchen Konzerten kommen. Es ist immer anders. Manchmal fühlt man sich wohl und dazugehörig, manchmal weniger. Und an diesem Abend hat alles zusammengepasst. Ein junges, alternatives Publikum, positive Stimmung und angeregte Gespräche der Besucher*innen. Im Hintergrund dezentes Vogelgezwitscher vom Band. Kaum merklich, der Übergang von Wartezeit zu Konzert. 5K HD hüllte uns in sanfte Naturklänge, die das Vogelgezwitscher ablösten. Und plötzlich hatte das Konzert begonnen, plötzlich war man mitten im Geschehen.

Was den restlichen Abend passierte ist schwer in Worte zu fassen, dennoch will ich einen Versuch wagen. 5K HD baute den ganzen Abend hindurch an einem gemeinsamen Klangkonstrukt. Jedes Instrument wurde auf unterschiedliche und vielfältige Weise eingesetzt, um Klangeffekte und Klangfarben zu erzeugen. Mit unkonventionellen Spielarten der Instrumente eroberten 5K HD ein breites Spektrum an Klangräumen.

Homegrown and natural

Oft war ich davon überzeugt, programmierte Samples oder Synths zu hören. Um kurz darauf zu realisieren, dass diese elektronisch klingenden Sounds live, natürlich und rein akustisch von 5K HD erzeugt wurden. Zum Beispiel wurde die Gesangstimme einige Male verzerrt, jedoch nicht auf elektronischem Weg. Die Trompete spielte eine 2. Stimme und legte somit natürlich produzierte Distortion über die Stimme.

Obwohl keine große, offensichtliche Interaktion auf der Bühne passierte, bemerkte man die Verbundenheit innerhalb der Band sofort. Jede*r Musiker*in war eins mit dem eigenen Instrument und gleichzeitig mit voller Aufmerksamkeit bei den Kolleg*innen auf der Bühne. Viele der Songs gingen ohne Unterbrechung ineinander über. Die Schichtung von repetitiven Patterns und sich verändernden Strukturen, führten zu einer kaum merklichen und dennoch stetigen Entwicklung der Musik.

Dieser angenehme Fluss wurde immer wieder durch perfekt platzierte Brüche und Umschwünge in neue Richtungen geleitet. Plötzliche Taktwechsel, Sprünge in der Dynamik, Änderungen der Instrumentierung und Spielweise der Instrumente. Gerade wenn man Gefahr lief sich zu sehr an das herrschende Klangbild zu gewöhnen, rissen 5K HD die Aufmerksamkeit wieder an sich. Und erst nach 30 Minuten: komplette Stille. Die erste Konzerthälfte fand ohne Unterbrechung und Applaus statt. Der durchgehende Klangrausch wurde vom Publikum mit ausgiebigem und nicht abreißen-wollendem Applaus belohnt. Mira Lu Kovacs bedankte sich simpel mit den Worten: „Ohhh wir haben euch auch vermisst!“

Alle Instrumentalist*innen auf der Bühne waren gleichwertig und trugen zur Erschaffung des großen Gesamtklanges bei. Es gab keinen Raum für Egospielereien, das Herzeigen und Zelebrieren der eigenen Fähigkeiten. Solche Effekthascherei war auch nicht notwendig, alle beteiligten Musiker*innen zeigten eine unglaubliche Bandbreite an Fähigkeiten, große Musikalität und Feingefühl im Zusammenspiel und der Ausarbeitung dynamischer Bewegungen und Strukturen.

Die Kombination aus Thinking-Out-Of-The-Box und der offensichtlichen Leidenschaft für die eigene Musik, machte dieses Konzert zu einem einzigartigen Klangerlebnis und regte gleichzeitig dazu an, bekannte Dinge in neuem Licht zu betrachten. Ein inspirierendes Konzert, bei dem ideenreich an konventionellen Strukturen gezerrt, Altes mit Neuem verbunden wurde und die Musik in all ihren Facetten und Farben strahlen konnte.

Wer 5K HD live erleben möchte, 2 Termine für den Frühling stehen bereits fest:

20. Mai 2022 - Jazzit - Salzburg

21. Mai 2022 - Festsaal Der Wirtschaftskammer - Klagenfurt

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