Another Coin for the Merry-Go-Round

Ein Film über Sex, Drugs, Rock N‘ Roll und die Gnadenlosigkeit des Erwachsenwerdens. Ziemlich Oarsch, Öüda!

Filmladen (c)

Es waren einmal drei Freunde. Dann waren’s auf einmal vier. Dann waren’s auf einmal wieder drei. Dann war man plötzlich erwachsen und allein. Am Anfang haben Anna (Valerie Pachner) und ihre Freund:innen noch die Zeit ihres Lebens. Sie verbringen ihre Abende im Club oder jammen gemeinsam, hängen im Skatepark ab, trinken Bier und hauen sich rein, was sie finden können. Ihre Heimat ist der Underground. Man ist jung und unsterblich.

Schön ist so ein Ringelspiel

Das Ganze ändert sich schlagartig, als einer der Freunde, Niko (Voodoo Jürgens) unvermittelt eines Nachts von einem Container springt, und den Rest des Films im Rollstuhl verbringen darf. Oberflächlich verändert sich zunächst nichts, man geht weiterhin auf Feiern, tanzt wild auf dem Dancefloor, wird aus dem Club geworfen, arbeitet weiterhin an der Karriere der gemeinsamen Band. Nur, dass man sich nun um einen Rollstuhlfahrer kümmern muss. Nun hat man einen Freund, der es nicht selbständig die Treppen zu seiner Wohnung raufschafft, oder regelmäßig an seine Therapie erinnert werden muss. Bassdrum spielen geht auch schwer, so ohne wirkliche Kontrolle über die eigenen Beine. Und irgendwie ist alles nicht mehr so wirklich dasselbe. „Wir werden alt“, kommentiert eine der Gruppe, wie sie es gerade mal zu viert schaffen, ein Bier zu exen.

Wenn das die Realität ist, dann will ich sie nicht.

Was man hierbei aber wiederum nicht erwarten darf, ist ein klassisch Plot orientierter Film. Es gibt eine Geschichte, ja, sie wird aber keineswegs auf herkömmliche Art linear erzählt. Vielmehr scheint es dem Film wichtig, ein Gefühl zu vermitteln. Welches Gefühl? Vielleicht das Gefühl der Freiheit, oder besser, der Verlust dessen? Das Gefühl, dass sich etwas verändert, man sich selbst verändert, erwachsen wird, oder zumindest kein Kind mehr ist.

Was wir hier miterleben dürfen, ist das Leben einer Gruppe von Freunden, die gerade an der Kippe stehen, das Altbekannte hinter sich zu lassen, auch wenn es teilweise hart ist, sich vielleicht zuerst gar nicht real anfühlt, und auch Opfer fordert.

Filmladen (c)

Sounds like Dylan

Die Welt des Films ist der Underground, und dieser wird vom Film selbst gelebt. Die Form erinnert mehr an einen Home-Movie als an einen Kinofilm. Mit seinen unscharfen Gesichtern und dunklen Bildern voller Noise vermittelt die Kamera (Marianne Andrea Borowiec) dem Publikum einen um einiges intimer wirkenden Einblick in das Leben der Freundesgruppe, als es eine klassisch filmische Präsentation je könnte. Unterstützt wird das durch die bereits erwähnte lose Art, in der sich die Handlung - aus der Feder und unter der Regie von Hannes Starz - präsentiert, immer nur Bruchstücke, nie ein Ganzes. Unterbrochen wird die Handlung öfters durch Einblendungen von Zitaten oder durch kurze Sequenzen, entweder diverser Konzerte und Jamsessions oder geradezu fantastisch anmutenden Flügen auf dem namensgebenden Ringelspiel - pardon, Merry-Go-Round. Auch mit den (englischen) Untertiteln wird spielerisch umgegangen, mal erscheinen sie links, mal drehen sie sich um, mal werden sie von einer der Figur regelrecht zerschlagen.

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Die Form ist passend verspielt und unsauber, nur ein bisschen wünscht man sich, dass alles noch ein bisschen radikaler sein könnte. Neben der Form sind es auch die Darsteller:innen, die alles so authentisch wirken lassen. Besonders die Besetzung von Voodoo Jürgens war geradezu aufgelegt, inszeniert er sich doch schon von Haus aus als der klassische Wiener Strizzi.

Das Fazit?

„Das find ich sehr erwachsen von dir. Also im Guten jetzt.“, so die eine Freundin zur anderen. Es wird schon, auch wenn es einem vielleicht das Herz bricht. Was will man da noch weiter sagen? So ist das Leben, Öüda!

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