Über Filme, die anfangen, wenn du aus dem Kino kommst

Tragischer Gruselfilm aus dem Zentralfriedhof - Filmemacher Denis Pejovic im Portrait

Foto: Denis Pejovic

Foto: Denis Pejovic

Wenn Kinosäle Sperrzone sind, haben es Filmbegeisterte schwer. Ein kinematografischer Stillstand der Zeit – doch es drängen auch jetzt neue Geschichten auf die Leinwand. Wie die Kurzfilme des Wiener Regisseurs Denis Pejovic. Seit 2014 veröffentlicht er regelmäßig Kurzfilmprojekte, aktuell arbeitet er bereits an seinem neunten Werk. Seine Laufbahn begann mit einem etwas anderen Gefühl von Stillstand – im Alter von acht Jahren bei seinem Großvater in Serbien, wo er die Sommerferien verbrachte. Zähe Langeweile machte sich breit. Des Problems Lösung: Eine Videokamera und viele kleine Action-Figuren, die er mit Aufnahmen zum Leben erweckte. Aus diesen kindlichen Versuchen (die komischerweise nie zum Kassenschlager wurden…) entwickelte sich die Leidenschaft für den Film, die ihn bis heute nicht losgelassen hat. Sein Ziel: Schon bald eigene Werke in Spielfilmlänge zu produzieren.

„Man macht immer Fehler, aber nie die gleichen“, sagt er und betont, dass jeder Film für ihn ein Lernprozess ist. Ein Prozess der Selbstreflexion und des Weiterkommens. Dem 28-Jährigen ist es wichtig, zu provozieren, er möchte sein Publikum zum Nachdenken animieren: „Du hast in einem Kino unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Hintergründen. Jeder nimmt seine Erfahrung mit und reichert den Film mit seiner eigenen Fantasie, seiner Vorstellungskraft an“. Das Ergebnis seiner Filme soll kein unmissverständliches Hole-in-one sein, sondern in jedem Kopf kann, soll und darf die Geschichte anders ankommen und vor allem weitergesponnen werden. „Die schönsten Filme sind die, die anfangen, wenn du aus dem Kino kommst“ – damit meint er, dass die Eindrücke des Gesehenen sich als persönliche Auseinandersetzung forttragen sollen, was daraus entsteht, bleibt offen. Was für Pejovic den privaten Kinobesuch ausmacht, findet sich auch in seinem Filmschaffen wieder.

Foto: Denis Pejovic

Foto: Denis Pejovic

 Auf Filmfestivals hat er sich mit seinen Projekten, die häufig mit dem Kameramann Dominic Eder-Smigura entstehen, schon profiliert. Speziell 2020 war das Team auf Erfolgskurs: Mit der Produktion Zwei Schwestern gelang der bisher größte Coup: Der Film wurde am Fünf Seen Film Festival und am International Film Festival Cologne gezeigt, nominiert war er dabei für die Kategorie “Best Acting“ (Darstellerinnen Ines Schiller und Verena Teresa Uyka). Auch auf dem Snowdance Independent Film Festival steht eine Veröffentlichung an. Fast ebenso erfolgreich war 2020 der 9-Minüter Das Kartenhaus – vorgestellt unter anderem am Linz International Short Film Festival.

Inspiration sucht der Newcomer auf Reisen. „Durch dieses Wegfahren, durch dieses Hinfahren kommen mir verschiedene Bilder und Ideen. Und dann frage ich mich: Wie könnte ich das in eine Sprache übersetzen, die einen Dialog mit dem Zuschauer ermöglicht?“ Schon etliche gedankliche Drehbuchentwürfe sind im Zug nach Russland, im Auto nach Italien, Griechenland oder Serbien entstanden. Durch die Covid-Bestimmungen ist die Inspirationsquelle des grenzüberschreitenden Reisens beinahe versiegt – doch offenbar gab es Alternativen. 

Coming soon:

Am letzten Wochenende fiel der Startschuss für den neuen Film Schlussendlich aus Reue. Gedreht wurde mit einem kleinen Team, und negativen Covid-Tests in der Tasche, am düsteren Wiener Zentralfriedhof. Eine Prise Drama, eine Prise Grusel und eine Prise Tragödie stecken wohl drinnen. Mehr will Pejovic heute noch nicht ausplaudern. Nur die Besetzung darf schon verraten werden: Ines Schiller und Verena Teresa Uyka, bekannt aus Zwei Schwestern, stehen mit Karim Rahoma vor der Kamera. Ende 2021 kommt es dann zur Veröffentlichung – Bohema wird berichten.

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