Die Schönheit des Klangs

Poetische Geschichten, unverblümt ehrliche Klänge und die Freude am gemeinsamen Musizieren – das Ofer Mizrahi Trio im Porgy & Bess.

The Ofer Mizrahi Trio /// Ofer Mizrahi (c)

Gut besucht sieht wahrlich anders aus, doch das sollte das Konzerterlebnis nicht weiter schmälern, im Gegenteil. Das so fast intim wirkende Ambiente bot wohl den perfekten Rahmen: Ofer Mizrahi an der Whale-Guitar, zusammen mit der Cellistin Leat Sabbah und David Hai Michaeli am Kontrabass– das Ofer Mizrahi Trio.

Ein Abend voller Geschichten und verführerischen Klangsphären. Musikalische Bilder, die sich fast lebendig mit der Musik zu wandeln und im Rhythmus der Melodie zu atmen scheinen. Es bedarf weder Sprachkenntnis, noch musikalisches Vorwissen um seine Musik zu verstehen, denn was Mizrahi mit seinem Trio auszudrücken vermag, ist eine Hommage an die Schönheit der Klänge. Unverblümt, ehrlich und authentisch erzählen die drei Musiker*innen durch ihr Spiel von Verlust, Freude, Herzschmerz und der Melancholie des Lebens. Zentrale Themen des Mensch-Seins eigentlich, die Mizrahi mit seinen Liedern greifbar macht.

Symbiose an verschiedenen Instrumental-Sounds

Breite repetitive Bassmuster als Basis, auf der Cello und Whale-Guitar zackige Unisono-Passagen aufbauen, sich in getrennte Melodielinien spalten und die musikalischen Erzählungen improvisatorisch weiterspinnen. Mizrahis rauer und luftiger Gesang verleiht dem Instrumentarium nicht nur eine ganz neue Nuance, sondern vermittelt ein Gefühl der Vertrautheit und Verletzlichkeit. Zentral für den facettenreichen Sound der Musik ist dabei zweifelsfrei die Whale-Guitar, im Grunde eine modifizierte indische Slide-Guitar und Eigenkreation von Mizrahi selbst. Dass er dabei noch einiges mehr auf Lager hat, beweist der hauptsächlich autodidaktische Multiinstrumentalist unter anderem auch durch sein Trompeten-Spiel, mit dem er u.a. „Two Lovers“ klanglich ausschmückt.

Dabei ist der Abend aber nicht nur ein Genuss für die Ohren, denn was neben der Musik von der Bühne erklingt ist besonders eins: Freude. Freude an der Musik, aber vor allem Freude am Miteinander. Jedes Solo wird mit einem stolzen Lächeln des Ensembles gefeiert, jedes Stück mit einem warmen Blick über die Bühne und durchs Publikum beendet. Ein herzerwärmendes Beispiel nonverbaler Kommunikation, der Magie des Miteinanders und der verbindenden Kraft von Musik. Mizrahi, Shviro und Michaeli schaffen mit ihrer spielerisch offenen Art eine Atmosphäre, die das Hier und Jetzt vergessen lässt.

Schließt man die Augen, es ist als spüre man beinahe die heißen Finger des Lagerfeuers übers Gesicht streifen, hört das tosen der Wogen – Erinnerungen längst vergangener Sommerabende und Bilder malerischer Wälder, stürmischer Meere oder vor Lebendigkeit sprühender Stadtszenen, die das Ensemble zeichnet.

Previous
Previous

Frühlings-Erwachsen-werden

Next
Next

Buh-Parade für mutige Inszenierung