„Weanaleut, Weanafreud, da liegt was drin!“

Wiener Stimmungen im niederösterreichischen Grafenegg - Ein Konzertprogramm für die Seele.

Wiener Prunk zu Wienerliedern: Das Atelier von Hans Makart /// Wikimedia (c)

Düstere Wolken hingen über dem Schlossareal Grafenegg und es tröpfelte auf die Regenschirme der Konzertbesucher, die sich voller Vorfreunde vor dem Auditorium versammelten. Vorfreude trotz der wetterbedingten Hineinverlegung des Konzerts, das eigentlich für die Bühne des Wolkenturms geplant war. Das sollte allerdings nicht weiter stören, drinnen sei es wahrscheinlich eh gemütlicher, wie Sascha Goetzel, der Dirigent, anfangs augenzwinkernd feststellte.

Hits und Schmankerl für die Wiener Seele

Imposant und im ersten Augenblick überwältigend laut starteten die groß besetzten Niederösterreichischen Tonkünstler mit Franz von Suppès Ouvertüre zu Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien. Was folgte, war eine Zusammenstellung aus den größten Hits und Schmankerl wienerischer Komponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, eine Playlist für die österreichische Kulturseele.

In der ersten Hälfte ging es mit Millöcker weiter und von der inspirierenden Alma Mahler über Zemlinsky bis zum Wiener-Wunderkind Korngold. Stichwort Wunderkind – es durfte auch ein kleiner Mozartexkurs zu Beginn der zweiten Hälfte nicht fehlen, bevor vier Schubert-Nummern, unter anderem An die Musik, folgten. Mit Brahms Ungarischen Tänzen Nr. 1 und Nr. 5 nahm das Orchester dann erst richtig Fahrt auf und spielte direkt anschließend den Weißen Rössl-Evergreen Es muss was Wunderbares sein. Doch ein Herr aus Wien darf natürlich nicht fehlen… Mit Johann Strauss Sohns Walzer Rosen aus dem Süden endete das offizielle Programm und ließ die Herzen im Dreivierteltakt schlagen. Drei Zugaben folgten, darunter das Wiener Lied Heut‘ kommen d’Engerl auf Urlaub nach Wien zum Mitsingen für das Publikum.

Sascha Goetzel als Spaßmacher dazwischen

Gesungen wurde aber hauptsächlich von Rafael Fingerlos, der zwar hin und wieder durch besonders langes Vorstaunen mit offenem Mund auf seine Einsätze wartete, doch in agilem Bariton vom Mozart-Lied bis zum Rössl-Wirten überzeugte und sich in die Herzen des Publikums sang. Das Orchester spielte klanggewaltig unter den großen Gesten von Sascha Goetzel. Wo den Tonkünstler*innen manchmal die kecke Wiener Leichtigkeit und Geschmeidigkeit fehlte, glich Sascha Goetzel das durch seine charmanten und lustigen Eigenmoderationen aus. Auch musikwissenschaftliche Hintergrundinformationen und Fun-Facts wurden vom Dirigenten wortgewandt witzig dazwischen gestreut. Mit dem Schlussapell, sich der Wiener Musikkultur bewusst zu sein, stolz darauf zu sein und sie weiterzutragen, entließ er das Publikum in einem Wien-berauschten Zustand hinaus in den Grafenegger Regen.

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