Fuck, sind die tight!

Zehn Ausnahmekünstler, zwei umwerfende Stunden, eine Band: Snarky Puppy fegte am 18.10. mit seinem neuen Album Empire Central einmal durch das Konzerthaus.

Snarky Puppy rocks /// Silky Shots (c)

„You can do this. Stop pretending you’re blind. Elevate your mind. Leave your grudge behind.“ Diese Zeilen aus Malika Tiroliens Song Forgiveness haben sich eingebrannt. Die aus Guadeloupe stammende Musikerin fesselte mich mit ihrer leidenschaftlichen Performance. Eine Kombination aus Rap, Hip-Hop, R&B und Soul, die ich in dieser Form noch nicht gehört habe. Teilweise wurde es sehr komplex und verworren. Rhythmisch und harmonisch unvorhersehbar. Kurz bevor es Gefahr lief zu kippen und „zu crazy“ zu werden, löste sich der musikalische Knoten in einem eingängigen Chorus auf. Ein gebührender Auftakt für einen bombastischen Konzertabend.

Altmodische Glühbirnen, dezent zwischen den Musikern platziert. Die Lichtshow stark reduziert. Im Hintergrund, ein Bildschirm mit der Skyline des Empire Central Albumcovers. Mit diesem minimalistischen Bühnenbild setzten Snarky Puppy ein Statement: an diesem Abend drehte sich alles um die Musik. Vom ersten Song weg passierte musikalisch sehr viel, bei 10 Musikern auf der Bühne wenig überraschend.

Überladen wirkte die Musik aber keineswegs

Durch die klaren Arrangements und die On-Point-Performance hatte jedes Instrument, jedes musikalische Motiv, seinen Platz. Die Kompositionen sprudelten an Ideenreichtum. Immer wieder wurden neue Motive eingebracht, neue Instrumentierungen und Sounds verwendet. Meistens über einem gleichbleibenden Pattern, das immer wiederkehrte. Eine Art Ankerpunkt für Zuhörende und Band.

Viele der Songs die am 18.10. gespielt wurden, sind auf dem kürzlich erschienen Album Empire Central zu hören. Jeder Song wurde von einem anderen Bandmitglied komponiert. Die unterschiedlichen kompositorischen Ansätze und Einflüsse waren eindeutig zu hören, was eine angenehme Vielfalt in den Abend brachte. So begann eine Nummer mit einem bluesigen Gitarrensolo. Eine Art Bruch mit der „Tradition“ des Abends: laut, fetzig und immer mit Vollgas. Der Ruhemoment dauerte allerdings nicht lange, ab dem Bandeinsatz entwickelte sich der Song zu einem rockigen Feuerwerk, bei dem die Höhepunkte Schlag auf Schlag folgten.

Ein besonderes Highlight des Abends war das Percussion-Drum Solo. Gegen Ende des Konzertes verließ die Band die Bühne, nur der Percussionist Nate Wreth und Drummer Jamison Ross spielten weiter und lieferten ein minutenlanges Solo, das nur bestätigte, was ich den ganzen Abend im Kopf hatte: „Fuck, sind die tight.“

Neben der musikalischen Perfektion, die wir miterleben durften, waren die Spielfreude und Leidenschaft auf der Bühne fast greifbar. Solierte ein Musiker, fieberten die Bandkollegen offensichtlich mit. Bei Unisonopassagen strahlten sich die Bandmitglieder an, bildeten eine große Einheit, ein perfekt eingespieltes Team. Der Bassist und Bandleader Michael League bestätigte diesen Eindruck, als er sich für den Abend beim Publikum bedankte. Er sprach über die Tour als Möglichkeit neue Dinge, Songs und Setlisten auszuprobieren und scherzte darüber, dass dieses „playing around“ in einem mit Gold verzierten Saal stattfindet. Wie eine große Spielwiese für außergewöhnliche Musiker*innen und besondere Musik. Eine Spielwiese im Großen Saal des Wiener Konzerthauses.

BESETZUNG:

Chris Bullock – Saxophon, Flöte
Mark Lettieri – Gitarre
Michael League – E-Bass, Leitung
Mike Maher – Trompete
Shaun Martin – Keyboard
Rob Reynolds – Saxophon
Jamison Ross – Schlagzeug
Bobby Sparks – Keyboards
Justin Stanton – Keyboard, Trompete
Nate Werth – Percussion

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