Gegensätze ziehen sich an

Die Ausstellung Soft Bodies, Hard Spaces der Galerie Rudolf Leeb feiert Kontraste und Körperlichkeit in ästhetisch-kritischer Weise. 

Foto: Aliza Peisker

Foto: Aliza Peisker

Kuschelig versteckt in einem Hinterhof im 10. Bezirk liegt das Bildraum Studio, in welchem die Galerie Rudolf Leeb noch bis zum 9. Juni die Werke vier junger Künstler*innen präsentiert. 

Durch ihre Schlichtheit bieten die industriell-modernen Räumlichkeiten den Werken genau die Bühne, welche sie benötigen, um sich von ihrer besten Seite zeigen zu können. Jede der vier Künstler*innen nimmt den Raum auf ihre ganz individuelle Weise ein, als Besucher erlebt man ein Spiel von Materialien, Medien, Ambivalenzen, Interpretationen. Es ist ein Geben und Nehmen der Ausstellungsstücke untereinander, wodurch sich letzten Endes ein harmonisches Ausstellungsbild ergibt, was auch der Verdienst der Kuratorin Esther Mlenek ist.

Die Künstler*innen

Julia Belova /// Foto: Aliza Peiker

Julia Belova /// Foto: Aliza Peiker

Tritt man in das Studio ein, springt einem der Glanz des glasierten Porzellans der zwei Paradise Rings  der Künstlerin Julia Belova ins Auge, welche an einer Kette befestigt von der Decke hängen. Ihre restlichen Werke, wie Wet Jesus (2020) oder Burning Orchid (2021), sind subtiler im Raum verteilt und wirken so wie kleine Schmankerl, die man zwischen den größeren Werken entdecken kann. Belovas skulpturale Arbeiten erinnern in ihrer Ästhetik an einen modern interpretierten Barock und spielen unter anderem mit Sexualität, Körperlichem und Religiosität. 

Eva Yurková hingegen greift auf das Medium des Holzschnittes in Kombination mit Malerei zurück und setzt sich unter anderem in Raps (2020) oder Dandelions (2020) mit Körpervorstellungen auseinander. Vor die farbigen und deckenden Hintergründe gesetzt wirken die plastisch aus dem Holz herausgeschnitzten Körper greifbar, lebendig, verletzbar; gleichzeitig liegt den Bildern Ruhe und Unaufgeregtheit inne .

Eva Yurková /// Foto: Aliza Peiker

Eva Yurková /// Foto: Aliza Peiker

Möchte man alle versteckten Details seiner Bilder einfangen, müsste man wahrscheinlich Stunden vor Egor Lovkis Arbeiten verbringen. In seinen Werken, wie How I miss my dog (2021) oder Interesting moment on a sunny day in a Spanish village (2021) setzt er auf Kontraste: Primärfarbe trifft auf Primärfarbe, pastoser Farbauftrag trifft auf Einritzungen in die noch nicht getrocknete Farbe, reale Themen wie Sexualität treffen auf fiktive Bildsprache. Der Konflikt zwischen den Kontrasten bildet die Spannung in den Bildern. Während des Betrachtens begibt man sich in eine Art Tagtraum, in welchem man sich gerne verliert. 

Foto: Aliza Peisker, How I miss my dog (Egor Lovki) 

Egor Lovki /// Foto: Aliza Peisker

Am abstraktesten setzt sich Viktoria Morgenstern mit der menschlichen Physis auseinander. Sie verwendet für ihre Skulpturen wie If I stay up all night, can I be with you? (2021) die flexiblen und feinen Materialien Stahl und Messing, um nicht nur Körperstrukturen, sondern auch Bewegungen und Empfindungen subjektiviert darstellen zu können. Ihr Werk Deine Hoffnung / Your Hope (2021) besteht aus zwei dünnen, weiß lackierten Stahlbögen, welche sich in über zwei Metern Höhe kreuzen und auf mit Sand gefüllten Stahlkugeln stehen. Stößt man die Bögen an, schwanken sie hin und her. Dieses Schwanken und das Herausragen über die Köpfe der Betrachtenden symbolisieren, dass die Hoffnung fragil sei und größer ist als wir Menschen.

Viktoria Morgenstern /// Foto: Alexandra Timofeeva

Viktoria Morgenstern /// Foto: Alexandra Timofeeva

Ein Fest an Materialien und Farben

Zwischen Stoff und Stahl, Pastell und Hochpigmentierung, Sensualität und Sexualität, Expressivität und Subtilität werden fließende Übergänge geschaffen. Die Ausstellung schafft es, die vier Künstler*innen und ihr Werk mit der Vielfalt an Materialien und Interpretationen unter einen Hut zu bringen und mit einem charmanten Augenzwinkern gesellschaftliche und kritische Themen aufzugreifen. 

Also: Auf, auf in die Absberggasse!

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