Der Daddy aller Pandemien: Grosze Klappe 1

Wischen Impossible aber klicken wäre nett: Dann kannst du die erste Ausgabe meiner irgendwann immer noch nicht legendären Kolumne lesen. Über Selbstverliebtheit (bei einer Kolumne naheliegend…), warum wir nicht ins Theater gehen und den zu allem passenden Song der Woche.

collage: Aleksandra Timofeeva /// photo: Nikolaus Ostermann (c)

Frühstück ist die Königin aller Mahlzeiten. Fight me. Gegen Croissant, Butter und Stinkekäse kommt ihr sowieso nicht an. Und das habe ich jetzt für euch geopfert. Oder eher für den (unwahrscheinlichen) Erfolg dieser Kolumne, also letztlich doch für mich selbst…  Schon mal gemerkt, wie gottverdammt öööde es in deinem Kopf zugeht, wenn du gerade gegessen hast? Als hättest du deine Semmel statt mit billigem Hofer-Käse mit der eigenen Kreativität belegt. Natürlich hat’s dir geschmeckt, wir lieben uns heutzutage ja ganz besonders. Unsere Gesichter am meisten, aber auch unsere Looks, unseren Lifestyle, den wir überall posten. Und natürlich auch unsere wannabe geistreichen Ideen, die wir am Abend wie gierige Schweine auffuttern, statt Parmesan auf die Pestonudeln reiben, um danach das bisschen verbliebene Hirn bettlägerig in Hollywood-Kitsch zu ertränken. Ha.

Ok, talk for yourself, Dávid

Vielleicht seid ihr auch mit vollem Magen zu großen mentalen Taten fähig, vielleicht gehört ihr sogar zur heutzutage ach so unsichtbaren Minderheit, die nicht am weltweit grassierenden Narzissmus leidet. Forget Covid, forget Vogelgrippe, Aids und Ebola: Narzissmus ist der Daddy aller Pandemien.

Letztens saß ich mit vielleicht 50 anderen Old Souls bei einer Wiederaufnahme in einem 900-Personen-Theater in Wien und mir fiel plötzlich ein, warum wir so wenige waren. Wenn wir selbstbewussten Selbstverliebten zuschauen wollen, gehen wir einfach auf Instagram. Kostet nix und man kann weiterscrollen. Das hätte ich mir an dem Abend auch gewünscht. Einmal wischen und plötzlich doch in humanistää! sitzen. Muss man scheinbar gesehen haben, in einer Woche gönn ich‘s mir endlich (mittlerweile gesehen, es ist doch nicht so einfach, eine Kolumne zu starten…). Aber: Wischen Impossible (bitte auf Schwäbisch lesen). Also hielt ich zweieinhalb pausenlose Stunden durch und dachte dran, wie massiv narzisstisch man sein muss, um mit voller Überzeugung zu meinen: „Die Welt will ständig meine Fresse sehen, sie weiß nur noch nicht davon. Ich muss Schauspieler*in werden!“

Ok Dávid, es ist wirklich ein Witz, auf den armen, eitlen Mim*innen herumzureiten in deiner eigenen Kolumne. Gibt’s etwas Narzisstischeres, als eine Kolumne zu starten (noch dazu im eigenen Magazin, ohne gefragt worden zu sein) for crying out loud? Na klar, ich bin auch infiziert. Ich werde aber versuchen, das Beste draus zu machen. An dieser Stelle jede Woche leichte Unterhaltung, gewürzt mit etwas Kultur zu bieten. Es soll eine Show about nothing werden, ganz à la Seinfeld. (Noch nicht geschaut? Die beste Comedy-Show aller Zeiten, Friends ist nur eine billige Kopie. Again, fight me…) 

Damit es doch nicht nur um Nichts geht, wird es immer zwei fixe Bestandteile geben. Einen Kulturtipp und einen Song der Woche. So here goes: Vom Hollywood-Kitsch hatte ich es eh schon. Der kann schon auch ganz geil sein, ich schaute letztens American Hustle und war wieder mal überrascht, wie sehr ich großes, amerikanisches Kino mag. Ist irgendwie oldschool, dabei erst zehn Jahre alt. Nix abgefahrenes, aber great fun und hiermit der Grosze Kulturtipp der Woche.

Naja, geht so…

Ok, I am almost done here. Wie war sie den, die erste Ausgabe? Ging so, oder? „Naja, geht so“ beschreibt fast alles treffend. Das Leben? Es geht so. Ich saß mal auf dem Fahrrad an einem dieser Tage, wo es kalt ist, man fett angezogen und nach dem ersten Anstieg komplett verschwitzt ist und mir wurde plötzlich ganz klar, warum wir alle depressiv sind (noch so eine bekloppte Volkskrankheit). Das Leben ist nicht scheiße, nicht yippeeyippeeyay, es geht so. Weil wir aber hin und wieder doch mal einen schönen Tag haben, erwarten wir, dass es immer so sein sollte. Im Durchschnitt ist aber alles nur „naja, geht so“. Deswegen sind wir dann depressiv und deswegen ist auch dieser Song so klasse. Und weil es ein guter Song ist…

So, jetzt ist mein Magen schon hoffnungslos am Knurren, mein Wasserglas ist auch halb leer. Ich bin Pessimist, was sonst. Alle reden darüber, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Dabei wird das eigentliche Problem übersehen: Das verdammte Glas ist nie voll. Goddamit!

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