Hustle – Nicht noch ein Adam Sandler Film?!

Über die Kraft von gutem Schauspiel, oder warum man auch Sportfilmen von Zeit zu Zeit eine Chance geben sollte.

Netflix Inc (c)

Ich weiß, was ihr jetzt denkt – ein Adam Sandler Film, wirklich? Der Adam Sandler, der seine Karriere auf Pups- und Kotz-Witzen aufgebaut hat? Ja, that’s right – genau der! Denn genau der hat seit einigen Jahren seine Vorliebe für gute Filmstoffe entdeckt. Woran auch immer dieser Umschwung in seinem filmischen Schaffen liegt, diesem Umschwung haben wir jedenfalls auch diesen Film zu verdanken.

Jeder, der Adam Sandler auch nur ein bisschen außerhalb seines filmischen Schaffens verfolgt, weiß: Der Mann liebt Basketball. Kein Wunder also, dass ein Sportfilm mit Basketball als zentrales Thema und seiner Beteiligung auf Produzentenseite anders wird als der 0815-Sportfilm. Natürlich beschränkt sich seine Beteiligung nicht nur auf Bereiche hinter, sondern auch vor der Kamera. Ob er dabei auch den Protagonisten verkörpert, darüber lässt sich streiten.

Stanley Sugarman (Sandler) gibt einen pep-Talk an seinen Schützling Bo Cruz (Juancho Hernangomez)

Sandler und Hernangomez in Hustle /// Netflix (c)

Sandler spielt Stanley Sugarman, einen Basketball-Scout, der seine besten Tage schon hinter sich hat und schon länger keine Erfolge mehr verzeichnen konnte. Doch als er den Jungen Bo Cruz, gespielt von Juancho Hernangomez, durch Zufall auf den Straßen von Spanien entdeckt, scheint sich sein Glück zu wenden. Die Handlung klingt wie aus einem Handbuch für Sportfilme: Ein abgehalfterter Coach trifft auf einen talentierten Sportler, der ihm zu neuen Höhen verhilft. Aber so auswechselbar die Handlung ist, so unverwechselbar ist die Umsetzung.

Mehr als nur Klischee-Reden

Was einem dabei als Erstes einfällt, ist die Kameraarbeit, die ist nämlich nicht starr, wie bei anderen Mainstreamproduktionen, sondern sehr lebhaft und immer nah am Geschehen, auch außerhalb der Sportsequenzen. Das vermittelt einem als Zuschauer ein Gefühl von Ernsthaftigkeit an dem Stoff, ein Gefühl dafür, dass es hier tiefer geht als bloße Unterhaltung. Dieses visuelle Versprechen wird dann auch inhaltlich eingelöst: In den Dialogen beschränkt sich der Film nicht auf pure Motivations- und Ansporn-Reden, sondern versucht dem auf den Grund zu gehen, worauf es beim Sport wirklich ankommt. So habe gegen Ende des Films sogar ich als unsportlicher Mensch verstanden, dass Sport mehr ist als pures Training; Sport und sportlicher Wettkampf beginnt immer im Kopf.

It’s always you against you out there
— Adam Sandler in Hustle

Aber gute Dialoge sind nur die halbe Miete, wenn man niemanden hat, der sie gut performen kann. An dieser Stelle muss ich doch nochmal auf Adam Sandler zu sprechen kommen. Man mag von ihm halten was man will, aber unbestreitbar ist, dass er es immer wieder schafft, den unsympathischsten Figuren Sympathien und Menschlichkeit einzuhauchen. Dass Sandler spielen kann, wissen wir schon seit seinem Auftritt in Punch Drunk Love, nur hatte er seitdem nicht oft die Gelegenheit dazu. Mich persönlich hat er aber erst mit seiner Rolle in Uncut Gems restlos überzeugt.

Man kann ihn hassen, spielen kann er jedenfalls

Dabei könnte seine dortige Figur, ein jüdischer Diamantenhändler, auf dem Papier nicht klischeehafter sein, wäre da nicht die nuancierte Perfomance von Sandler. Auch über seine Rolle in Hustle lässt sich Ähnliches sagen. Einen alternden Coach haben wir schon hunderte Male auf der Leinwand gesehen. Sandler haucht dieser Figur nicht nur Leben ein, sondern verleiht ihr auch eine persönliche Note. Es ist vor allem seine Energie und seine Präsenz in jeder Szene, die hervorstechen. Dadurch wirkt die Rolle des Stanley Sugarman eben nicht wie eine bloße Figur, ein bloßes Handlungs-device, sondern wie ein lebhafter Charakter, ja wie ein echter vielschichtiger Mensch mit Stärken und Schwächen. 

Für wirkliche Basketball-Fans hält der Film auch noch einige Schmankerl bereit. Um die Ernsthaftigkeit, mit dem das Thema Basketball hier behandelt wird, zu untermauern, tritt die Basketball-Legende LeBron James als Produzent auf. Dem Umstand ist es wahrscheinlich auch zu verdanken, dass viele andere Basketballstars als sie selbst im Film auftreten, auf und neben dem Basketballfeld.

Juancho Hernangomez und Anthony Edwards /// Netflix (c)

Klar, am Ende bleibt Hustle ein Sportfilm, aber gutes Schauspiel, unter anderem auch von Queen Latifah als Teresa Sugarman, die Ernsthaftigkeit, mit der das Thema behandelt wird und einer insgesamt guten Umsetzung, machen daraus eine durchaus wertvolle Filmerfahrung. Hustle ist also kein Steak aus einem vier Sterne Restaurant. Aber wer will schon immer Steak essen? Manchmal hat man auch Lust auf einen herzhaften, mit viel Liebe und guten Zutaten zubereiteten Burger – und genau das ist Hustle!

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