Kopfkino: Der Bandname ist Programm

4 Köpfe, aber nur ein Kino: Die Band Kopfkino zeigt, wie man individuelle Ideen in einem gemeinsamen Konzept vereint. Bilder malen und Kunstanspruch (…aber groovy darf es auch sein…) – das ist ihr textlicher und musikalischer Zugang.

Nach dem Kopfkino folgt Applaus /// Moritz Bach (c)

Und so bildreich und groovy startete auch unser Vitamin-D-Spaziergang mit strahlend blauem Himmel und satten Farben an einem sonnigen Sonntag im grünen Prater. Bei dem Spaziergang-Interview war der Lead-Sänger und Synthie-Spieler Sebastian Länger allerdings nicht dabei, da er „leider“ momentan auf Südamerikareise ist, aber ich durfte mich mit Philipp „Fips“ Wiederkehr (Drums), Nikolaus Mandelburger (Bass, Vocals) und Raphael Dombrowski (Key-Board, Synthesizer) über ihre Band Kopfkino unterhalten.

Bohema: Wie seid ihr zu eurem Bandnamen gekommen?

Fips: Kopfkino ist visuell, macht gleich ein Bild und ist aussagekräftig. Weil wir sehr verschiedene Stile haben, finde ich passt der Name ganz gut.

Raphi: Das passt auch gut damit zusammen, dass wir Geschichtenerzähler sind in unseren Songs. Wir möchten diese Geschichten möglichst visuell für die Leute darstellen. Tiefblau als Farbe und als Beschreibung für den Song ist etwas, bei dem man sehr schnell eine Vorstellung hat. Und da haben wir ja auch ein Graffiti, das visuell ist, um auch medienübergreifend zu arbeiten.

Tiefblau ist der Name der ersten EP (und auch einer der Singleauskopplungen daraus) von Kopfkino, die im Oktober erschienen ist. Für den Release hat sich die Band etwas ganz Besonderes überlegt.

Art Pop und Street Art. Kopfkino verbindet vielfältige Künste und Genres und macht dabei auch noch heftiges Kopfkino.

Nik: Wir haben uns an deadbeathero gewandt, ein Street Art Künstler, der ursprünglich aus Amerika kommt und jetzt in Wien lebt, um dieses Tiefblau-Cover – diese Stimmung – für uns festzuhalten. Dann haben wir uns gedacht: Naja, wenn das Cover-Art im Street-Art-Style ist, dann ist es ja aufgelegt, dass man das auch physisch in der Stadt anbringt.

B: Ihr habt also ein Graffiti von eurem Album-Cover beim Donaukanal anbringen lassen. Kann man das immer noch bestaunen?

Kopfkino: Ja gestern war’s noch dort. Wenn man unter der Friedensbrücke steht, sieht man es, aber auf der Seite von der U4.

Das EP-Artwork am Donaukanal /// Graffiti: deadbeathero (c), Foto: Kopfkino (c)

Eine Hommage an die Techno-Szene auf der EP bildet der Song Einfach ein fucking Rave. Das besondere an dem Song ist, dass hier das Genre Drum and Bass mit einem Pop-Song vermischt wird, wobei der D’n‘B-Teil akustisch ist, also mit echten Instrumenten eingespielt wurde. Solche Cross-Over-Projekte sind öfter bei Kopfkino zu hören. So ist im Song Tiefblau auch das Motiv von Beethovens Ode an die Freude als groteskes Stilmittel in den ernst-tragischen Pop-Song gemischt. Klassische Elemente kann man auch im langen Gesangs-Intro vom lässigen Spätsommer-Song Regentanz hören, der sonst von der Band als der eher lockere Pop-Song beschrieben wird.

Das wirft bei mir unweigerlich die verbotene Frage nach dem einen Genre auf…

B: Seid ihr Techno-affin? Wer sind eure musikalischen Vorbilder? Was hört und konsumiert ihr selbst?

K: Das ist das Spannende an Kopfkino. Aus jeder Musikrichtung könnten wir ein paar Namen nennen. Erstens sind wir alle sehr musikoffen und zweitens hat dann jeder noch mal seinen eigenen Geschmack. Daher kommen diese vielen verschiedenen Einflüsse, die man dann auch in den Songs hören kann.

B: Und ein Genre?

Fips: Wir haben irgendwann mal gemeint: Art Pop triffts gut. Aber das zu definieren ist gar nicht so einfach…

Nik: Und gar nicht notwendig find ich.

Fips: Ja voll!

Raphi: Ich finde es in der Hinsicht spannend, dass wir alle aus der klassischen Musik kommen. Das ist eines der Elemente, welches immer vorhanden ist. Das klingt jetzt vielleicht arrogant: Wir wollen diesen höheren Kunstanspruch ein bisschen reinbringen. Aus verschiedenen Genres mischen und schauen was rauskommt. Und Pop ist der Begriff, den wir für uns gefunden haben.

Fips: Manchmal gehts auch einfach nur drum, dass die Leute tanzen können.

Und das kann man bei den Songs von Kopfkino ganz bestimmt. Auf den Text hören lohnt sich, denn der ist bei jedem Song sehr verschieden und immer sowohl sprachlich als auch inhaltlich gut durchdacht. Wir können gespannt bleiben, was Kopfkino in nächster Zeit noch so releasen werden, immerhin stehen sie mit ihrer jungen Band erst ganz am Anfang...

Der Lerneffekt blieb auch bei der Newcomer-Band Kopfkino nicht aus – auf umso mehr neue Projekte dürfen wir uns im kommenden Jahr freuen.

B: Gibt es etwas, worauf ihr momentan hinarbeitet, z.B. YouTube-Videos?

Raphi: Ja das ist etwas, was in Zukunft noch mehr kommen wird. Also die ganze EP war ja ‘ne einzige steile Lernkurve (alle lachen). Wie stellt man sowas auf die Beine? Keiner von uns hatte da eine Ahnung wie Online-Distribution funktioniert. Wir arbeiten noch an einem Tiefblau Musikvideo.

Nik: Unser nächstes größeres Projekt wird sein Taxi zu recorden und das dann als Single zu veröffentlichen. Im Sommer hatten wir einen kleinen Hype, als wir ein ganz kleines Snippet davon auf Instagram gepostet haben. In dem Song verarbeitet Sebi Erfahrungen, die er im Zivil-Dienst als Rettungssanitäter gemacht hat. In dieser Community hat das ziemlich weite Wellen geschlagen. Wir haben immer wieder Anfragen bekommen, wann wir das endlich releasen. Deswegen wird das jetzt das nächste große Projekt.

Fips: Wir haben viele Träume und Ziele. Ich habe auch noch viele Projekte, da wissen die anderen noch gar nix von ihrem Glück (lachen).

B: Also habt ihr einiges, das noch nicht released wurde?

K: HELL YEAH!

B: Habt ihr sonst noch etwas, dass ihr jetzt gerne loswerden wollt?

K: Gossip aus dem Proberaum! Warum Sebi wirklich die Band verlassen hat … (lachen).

Mit einem Augenzwinkern entlasse ich die sympathische Gruppe aus dem Interview. Wir brauchen uns natürlich keine Sorgen um den Lead-Sänger machen, der ist in den kommenden Projekten wieder fix dabei. Und wir können gespannt bleiben, welche Bilder als nächstes mit ihrer Musik (oder vielleicht sogar wieder mit echter Farbe) gemalt werden.

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