Melange à trois
Sharktank bringen mit ihrer musikalisch wie emotional kontrastreichen Mischung aus Indie Rock und Rap das Wiener WUK zum Tanzen.
Am 2. September kehrten Sharktank nach nahezu genau einem Jahr ins WUK zurück, um ihre zweite Headline-Show abzuliefern. Dass deutlich mehr los war, mag vielleicht der aktuell gelockerten Handhabung der Corona-Situation geschuldet sein – oder auch der wohlverdient steigenden Popularität der Band aus Wien.
Während Boxkämpfer*innen den Ring zu Songs wie Eye of the Tiger oder Highway to Hell betreten, haben sich Sharktank für Campari Soda entschieden, um in stylisch bemalten weißen Jumpsuits ihren Platz auf der Bühne einzunehmen. Das Trio wird live von Nastasja Ronck (My Ugly Clementine) mit Backing Vocals, Gitarre, Keys und sonstigen Klangerzeugern, sowie dem Bassisten Tobias Wöhrer unterstützt.
Energetische Synergie
Live schöpfen Sharktank die Energie ihres innovativen Stilmix voll aus – sei es durch die elektrisierende Melancholie von Katrin Paucz‘ 2000er-Indie-Gitarrensound, den fesselnden Rap-Einlagen von Michael „Mile“ Lechner oder Marco Kleebauers Präzisionsarbeit an den Drums. Diese Synergie war an diesem Abend bei 007 – einem Song, der auch ein geschätzter Bloc Party-Deep Cut sein könnte – besonders eindrucksvoll spürbar. Wie eine Explosion setzt Mile mit seiner Verse ein und treibt das Publikum in Rage, bevor beim bittersüßen Refrain die Emotionen zu sickern beginnen.
Für ein weiteres Live-Highlight sorgt Blechbläser Aaron Hader (ELIS NOA). Nach seinem Einsatz auf der Querflöte für das passend betitelte Space Flute wechselt er für ein phänomenales Solo auf das Saxofon, um den Song Anything im Zuge eines gewaltigen Instrumental-Outros abzuschließen. Wenig später gesellen sich noch zwei Bandshirt-Mannequins dazu und machen mit Cowbells bei der Punk-Party von Run Away mit.
Good Vibes Only
Alle haben an diesem Abend Spaß und das merkt man ihnen an. Deswegen verdienen Sharktank auch das Prädikat „authentisch“. Auch die kleinen Motivationsansprachen und Spaßbemerkungen zwischen einzelnen Songs wirken nicht gezwungen, sondern herrlich spontan – so wie auch die Entstehung der Songs, die aus intuitiven Jam-Sessions hervorgehen. Die Performance profitiert letztendlich von haarscharfem Timing und der wunderbaren Chemie zwischen den eingespielten Musiker*innen.
Neues Album in Aussicht
Mit Busy und Sleeping spielen Sharktank nacheinander die beiden Vorboten-Singles aus – wie Marco munkelt – dem Nachfolger des Debütalbums Get It Done, welches gerade einmal nach einjährigem Bestehen der Band im Sommer 2021 auf Ink Music released wurde und auf dem Sharktank den Ernst des Alltäglichen in eingängige Texte und Melodien verpackt haben. Dieser Zugang wird mit Sleeping fortgeführt, das als „Erwachen aus einem tranceartigen Zustand und die langsame Erkenntnis des darin Passierten“ beschrieben wird. Stilistisch besticht der Song dabei durch den Einsatz von Autotune, der Katrins Stimme neue Nuancen abgewinnt.
Alle für eine*n
Es sind aber einzig ihre unverzerrten Vocals und sanftes Gitarrenspiel, mit der die erhoffte Zugabe beginnt und endet. Dadurch wirkt Katrin noch mehr wie die Frontfrau, die sie getrost wäre, wenn dieses Konzept für die Band nicht komplett überholt wäre. Einst Miles Soloprojekt, sind Sharktank nun ein Dreiergespann, bei dem jedes Mitglied die eigenen Stärken ausspielen kann und somit einen essenziellen Beitrag zur Musik leistet, die Sharktank letztlich zu einem der spannendsten Live-Acts der österreichischen Szene macht.