Queering the museum
Das Queer Museum Vienna (QMV) präsentiert seine allererste Ausstellung If there is something weird in your neighborhood von Alfred Rottensteiner. Über die Ausstellung und das Ausstellungsgespräch.
Ich trete aus dem Fahrstuhl heraus in die zwei hellen Ausstellungsräume und habe sofort ein Lächeln im Gesicht - vor mir sehe ich Kunst in verschiedensten Formen, aus zahlreichen Materialien und in leuchtenden Farben.
Ich bin in der Ausstellung If there is something weird in your neighborhood des Künstlers Alfred Rottensteiner, welche vom 12. Januar bis zum 06. Februar 2022 im Volkskundemuseum Wien Einzug hält. Das Geräusch der Stimmen um mich herum wird durchzogen von Techno-Musik im Hintergrund.
Ich blicke nach unten auf den Fischgrätenmuster-Boden und sehe ein BOO! aus ausgeschnittenem Kunstrasen neben quietsch-grünem Tüll, welcher zu dem Werk Changing Room; i kill myself again and again and again and again and again… gehört.
You Have to Imagine It That Way
Ich trete ein in den Hauptraum der Ausstellung und erkenne, woher die Musik kommt, welche mir an diesem Samstag Nachmittag Lust auf Tanzen bereitet: Sie gehört zur Video-Installation That’s why I’m doing Art, die Alfred Rottensteiner in Zusammenarbeit mit Maximilian Atteneder realisiert hat. Neben den drei Hunden, welche der Ausstellung und dem Gespräch beiwohnen (und die zu meinem Glück gerne gestreichelt werden), finde ich Malerei, Skulptur, Pflanzen und Installationen, durchdacht kuratiert vom Kollektiv The DODO Project, bestehend aus Daniela Hahn und Andrea Lehsiak. Es wird gezielt ein fruchtbares Spannungsmoment aufgebaut zwischen dem Ausstellungsraum an sich, welcher eine historische, heteronormative Wiener Lebensarchitektur widerspiegelt, und den Kunstwerken, welche dieses Konzept herausfordern.
Beim folgenden Ausstellungsgespräch erzählen das Kurations-Kollektiv, die Initiatoren des Queer Museum Vienna und der Künstler Alfred Rottensteiner ausführlich über die Visionen hinter der Ausstellung und dem Konzept der Ausstellungsreihe an sich.
Mit seiner Exposition präsentiert Alfred Rottensteiner einen künstlerischen Ansatz, die uns umgebende urbane Architektur, welche unter den Parametern eines heteronormativen und patriarchalen Gesellschaftssystems entstanden ist, umzugestalten, um Positionen des Lebens, Erlebens und der Ästhetik queerer Personen einen Raum zu geben.
Alfred Rottensteiner gelingt es mit seiner ausgestellten Kunst, Einblick in eine queere Lebensrealität zu gewähren, welche auf fein abgestimmte, ermutigende, ästhetische und hochwertige Weise eine Geschichte erzählt, Realitäten beleuchtet, Fragen aufwirft und gleichzeitig ein inklusives Zukunftsmodell mitliefert.
Umgesetzt wurde die Ausstellung durch das Queer Museum Vienna - Verein und offene Initiative - welche die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer queerer Kunst und der Realität und Geschichte queerer Menschen in das Licht der Öffentlichkeit ziehen möchte. Hierbei wird ein Diskurs geschaffen, welcher einerseits eine lebendige, engagierte und kreative queere Community feiert, andererseits die weiterhin an vielen Stellen stattfindende Marginalisierung thematisiert und Fragen danach stellt, wie queere Kunst, Kultur und Lebensweisen künstlerisch präsentiert und diskutiert werden können.
Die Ausstellung ist die erste von monatlich wechselnden Ausstellungen, welche bis Juni im Rahmen des Queer Museum Vienna im Volkskundemuseum stattfinden werden. Es ist ein wunderbares Projekt, queerer Kunst Raum und Boden zu geben - bis das Queer Museum Vienna hoffentlich bald in eigene, feste Räume einziehen kann. Die Ausstellungsreihe ist somit ein Ausblick auf ein zukünftiges Haus für queere Kulturgeschichte und Kunst in Wien.
Hierbei ist Kunst ein wirkungsvoller Weg der Kommunikation, da jene auf vielfältige, ästhetische und kreative Weise mit Themen umzugehen und sie sichtbar zu machen weiß, welche eine Gesellschaft kontemporär beschäftigen.
Umso wichtiger ist es, die oft staubige Fassade der Museologie zum Bröckeln zu bringen, um Platz für neue Diskurse zu schaffen - außerhalb von Traditionen und Heteronormativität, da dies kein zutreffender Spiegel unserer Gesellschaft ist (und eigentlich nie wirklich war).
Save The Date: Am 25. Januar findet um 16 Uhr erneut ein Ausstellungsgespräch statt (Voranmeldung erforderlich).