Spaß für einen guten Zweck

Ein Abend voller Humor, Verkleidung, Irrungen, Streiche und Chaos auf shakespearische Art sowie Lieder mit Ohrwurmgarantie auf der Bühne der Volksoper. Die lustigen Weiber von Windsor.

Shakespeare, Frauenrechte und viel Fun /// Barbara Pálffy, Volksoper (c)

Die Heiterkeit kennt keine Grenzen, hinter jeder Tür (wortwörtlich) lauern Überraschungen: Regisseurin Nina Spijkers, mit einem Faible für „Türjokes“, stellt mit Bühnenbildnerin Rae Smith und Kostümbildnerin Jorine van Beek die fantastisch-komische Welt der lustigen Weiber von Windsor auf die Bühne der Volksoper. Gewappnet mit Wurst und Gugelhupf „dreht sich“ in diesem Stück alles um die Mitglieder der zwei Familien Reich und Fluth.

Wahlrecht! 

Neben all dem Spaß haben die Frauen in dem Stück eine wichtige Mission: sie wollen den Männern „Mores lehren“. Insbesondere Frau Fluth (Anett Fritsch) und Frau Reich (Stephanie Maitland), denn die beiden verheirateten Frauen erhalten denselben Liebesbrief von John Falstaff (Martin Winkler) und diese Frechheit lassen sie sich nicht gefallen. Gleichzeitig machen sie sich auch Gedanken über ihr Leben als verheiratet Frauen und über ihre (Un)abhängigkeit. Die übertriebene, auch gewaltvolle Eifersucht von Herr Fluth (Daniel Schmutzhard) muss auch gestoppt und bestraft werden.

Türjokes en masse /// Barbara Pálffy, Volksoper (c)

Das Jahr ist 1918, femistische Bewegungen in Wien fassen Fuß und die „Frauen von Windsor“ zeigen ihre Stärken. Auch die Reich-Tochter Anna (Lauren Urquhart) willl ihren Willlen durchsetzen. Auch wenn die Mutter gerne hätte, dass sie Dr.Cajus (Alexander Fritze) heiratet und Herr Reich (Aaron Pendleton) für sie Junker Spärlich (Carsten Süss) vorgesehen hatte, entscheidet sie sich für Fenton (JunHo You), denn nur er kennt sie und versteht sie wirklich.

Typisch Shakespeare

In der Inszenierung gibt es zwei Orte, wo ausschließlich nur Frauen oder Männer auftreten dürfen: am Swimming Pool verkleiden sich also die Männer als Frauen, um Anna näher zu kommen. In der Bar müssen die Frauen als Männer erscheinen und handeln, um nicht aufzufallen. Der Verkleidungsspaß beginnt hier erst, in dem finalen Streich erscheinen alle Bürger der Stadt als Tiere, um Falstaff zu bestrafen und ihn völlig zu verwirren.

Von Shakespeare zu Mosenthal zu ein internationales Leading Team und Ensemble durch und durch: Die unterschiedlichsten Arten von Humor treffen aufeinander, aus Improvisationen der Darsteller*innen entstehen Szenen, die nicht mehr wegzudenken sind. Nichts bleibt ohne Fokus, die Grenzen zwischen Bühne und off-stage verschwimmt, den Impuls für Technik und Musik scheinen die Darstellerinnen zu geben.

 „Schärft die Augen, spitzt die Ohren…“

Zu erwarten sind durchgedachte Charaktere mit passender Entwicklung, absurd-lustige Requisiten und Bühnenbilder, sowie alles, was Oper zu bieten hat mit Melodien, die man nicht mehr schnell vergisst, Ballett und riesiger Chor. Nicht zu vergessen sind der Jugendchor und jungen Statistinnen, die das Stück lebendig machen und von einem Stück über Frauen nicht wegzudenken sind.

Die Drehbüne und Technik stellte zwar das Team auf die Probe, doch die Regisseurin blieb zuversichtlich, dass es sich alles bis zur vorgesehenen Premiere ausgehen wird und dieser Optimismus und Freundlichkeit herrschte in den Proben auch von Anfang bis Ende. Nur das Publikum hat gefehlt, welches in der Generalprobe den Darsteller*innen den letzten erfolgreichen Antrieb gab. Geprägt und geformt auch von den talentierten Darsteller*innen selber treten die dreidimensionalen Hauptcharakteren auf.

Vorfreude auf die Premiere am Samstag, (hoffentlich mit einem erholten Martin Winkler, der leider die Generalprobe vorzeitig verlassen musste) und auf ein Publikum, das Lust auf einen Abend voller kleinen und großen Scherzen, plottwists und „lustigen Frauen“ hat. (Übrigens auch Empfehlung für Besucher*innen, die sich zum ersten Mal einer Oper stellen, besonders wegen der guten Abwechslung von Gesprochenem und (melodisch-heiteren) Gesungenem.)

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