a LOT to see & experience

Von einer Brotfabrik zum Kulturverein: 3K-Regeln, Wodka-Jelly und transdisziplinare Kunst. Die Eröffnung vom Produktionstudio das LOT.

Let me serve you /// Lukasz Czapski (c)

Das in der Pandemie gegründete Kulturzentrum hat noch keine Zeit erlebt, in welcher es nicht den 3G-Regeln folgen musste. In der Pandemie hat sich jedoch gezeigt, dass sich Kunst von Corona nicht aufhalten lässt. Das LOT hat seine eigenen Regeln aufgestellt, die man symbolisch als 3K-Regeln bezeichnen könnte. Es geht einerseits um die eigene Kunstperspektive, eine besondere Betrachtungsweise der Verbindung zwischen Menschen und der Kunst. Als zweites steht das Konzept, die wesentliche Idee hinter einer Veranstaltung. Die Vermittlung dessen wäre aber niemals möglich ohne den Mut zur Kommunikation. Kommunikation ist eine kontinuierliche mentale, physische und psychische Verbindung zwischen den Künstler*innen und dem kunstinteressierten Publikum.

Das Lot ist ein Fluchtort vor der Realität, ein Schluck der Kreativität und Freiheit für all jene, die danach sehnen

Diese Beschreibung lässt sich aus der letzten Performance Let me serve you herausarbeiten. Die Performance ist nicht nur ein Beispiel, wie die 3K-Regeln erfolgreich funktionieren können, sondern auch der erste Schritt zum Anfang des Programmbetriebes im Lot - und es wird sicher a LOT to see and to experience geben. Genug aber der Werbepause, lassen wir uns auf den Let-me-serve-you-Abend konzentrieren.

Ich habe noch nie in meinem Leben eine solche Veranstaltung besucht und wusste dementsprechend nicht, was mich erwarten würde; ich hatte nur eine unklare Vorstellung. Der Ort zwingt einen dazu, aus der Realität in die Welt der transdisziplinären Kunst einzutauchen, deswegen sollte man gar nicht mit festen Vorstellungen oder Erwartungen herangehen, sondern wenn überhaupt die eigenen Vorstellungen abstrahieren lernen. Das Abstrahieren ist genau der Startpunkt der Veranstaltung.

Ein Mitglied des LOT trifft einen bei den Türen. Man wird gebeten, die Hände zu desinfizieren und die Augen zu schließen. Ab diesem Zeitpunkt verliert die Realität jede Bedeutung. Man wird durch Berührung geleitet, vor jeder Stufe wird man gewarnt. Würde man in der Wirklichkeit einem unbekannten Menschen so vertrauen? Abstraktion und die Bereitschaft, sich in diesem Moment darauf einzulassen, machen es möglich.

Schmeckt das? Ja, voll! Seid ihr immer noch angespannt? Danke, nicht mehr!

Man steht nun in dem industriell anmutenden Raum, darf die Augen öffnen und sich einen Platz suchen. Man wird zur Begrüßung mit Wodka-Jelly bedient. Obwohl dies sehr schmeckt, hat es meine Anspannung doch nicht ganz beseitigt (ja, an dem Abstrahieren muss ich noch arbeiten). Das Lot-Team hat aber alles vorhergesehen und versorgt seine Gäste*innen mit Massagegeräten.

Um der folgenden Performance das Leben einzuhauchen, müssen das Publikum und die Akteur*innen als Teile eines Mechanismus miteinander eine Verbindung eingehen. Das Ziel der Veranstaltung ist es, genau diese Verbindung zu erstellen, und um diese erreichen zu können, haben alle Anwesende eine Karte mit einer Aufgabe bekommen. Alle Aufgaben sind voneinander abhängig. Dies bedeutet, dass die Erledigung einer Handlung die Voraussetzung für jede folgende darstellt. Jede Aufgabe zwingt einen dazu, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten. Als Belohnung für diese Konfrontation werden am Ende der Veranstaltung eine Kürbissuppe und Getränke gegen eine freie Spende angeboten.

das LOT /// Lukasz Czapski (c)

Dem Team des LOT ist es gelungen, die Grenzen zwischen den Künstlerinnen und dem Publikum zu löschen und sie miteinander agieren und verbinden zu lassen. Man ist als Besucher Teil des Systems und jede*r hat bestimmte Aufgaben und Handlungen zu erfüllen, um das Funktionieren des ganzen Systems zu sichern. Nur in dieser Symbiose funktioniert der Abend. Das LOT öffnet seine Türen aussichtsreich mit Kürbissuppe-und-Kunstfreiheit und man darf gespannt sein, welche Projekte noch folgen werden.

Previous
Previous

Na wos is?

Next
Next

Domani è tutto a posto