Auf Wiedersehen!

Das im Herbst 2020 neu gegründete Opernstudio der Wiener Staatsoper förderte 13 junge Sänger*innen in seinem zweijährigen, praxisnahen Weiterbildungsprogramm. Ein durch und durch beeindruckendes „Adieu“ sang die erste Generation sonntags im Mahlersaal.

Die erste Generation des Opernstudios /// Michael Pöhn, Wiener Staatsoper (c)

Aus zwölf verschiedenen Ländern kamen sie nach Wien, die 13 hervorragend ausgebildeten Sänger*innen, die sich unter mehr als 1000 MitbewerberInnen durchsetzten und einen Platz im Opernstudio erhielten. Mitten in den Opernalltag eines Repertoirehauses im Sonderzustand der Pandemie setzte man den Start dieses vielversprechenden Nachwuchsprojekts. Zwei Jahre später kann man sagen: Es ist gelungen! Die Mitglieder des Studios haben sich innerhalb kürzester Zeit durch etliche Auftritte in die Herzen des Wiener Publikums gesungen (Und das ist keine Kleinigkeit!).

Opernprominenz im Publikum

Am Sonntag bekam man noch einmal die Gelegenheit dazu, die gereifte „Generation 1“ versammelt zu sehen und zu hören. Im Publikum befanden sich dabei nicht nur Direktionsmitglieder des Hauses, interessierte Kammersänger*innen, stolze Gesangslehrer*innen und noch stolzere Angehörige, sondern auch jede Menge Opernstudio-Freund*innen, für die dieses Konzert ein absolutes Must-hear darstellte. Leider kein Konzert ohne Ausfälle – das Publikum musste auf die Mezzosopranistin Isabel Signoret und den Bariton Erik van Heyningen verzichten.

Das Programm erwies sich als exquisite Hitparade durch die Opernliteratur, die von Meyerbeer bis Strauss für jeden etwas bereithielt. Man kommt gar nicht drum herum, über jeden der Studio-Mitglieder zu schreiben, denn es gab hier keine Stimme, die nicht erwähnenswert erscheint: Den Anfang machte der Tenor Hiroshi Amako als feiner Des Grieux (Massenet), gefolgt von Johanna Wallroths Ach, ich fühl’s aus Mozarts Zauberflöte. Angelo Pollak schloss mit einer italienischen Arie an, bevor Stefan Astakhov in sattem Klang Tschaikowski sang. Der Bass Artyom Wasnetov präsentierte einen authentischen Bertram aus Meyerbeers Robert le diable, Michael Arivony gab einen wunderschönen Herodes (Massenet) und Ilja Kazakov ließ die Herzen mit Verdis Ella giammai m’amo schmelzen.

Anna Nekhames sang nach dem Briefduett aus Mozarts Figaro noch die Arie Où va la jeune hindoue aus Delibes Lakmé, die in atemberaubende Höhen reicht. Die Altistin Stephanie Maitland überzeugte hingegen mit goldener Tiefe als Fricka (Wagner), nachdem Aurora Marthens den Exkurs in die Operette mit dem Lied der Glawari aus der lustigen Witwe (Lehár) zu einem Höhepunkt des Konzerts machte. Einen Favoriten des Vormittags fand das Publikum außerdem in der österreichischen Mezzosopranistin Patricia Nolz, die im ersten Teil einen Vorgeschmack auf ihre Rosina in der kommenden Saison bot. Das Programm mündete schließlich im Schlussterzett und Duett aus Richard Strauss‘ Rosenkavalier (Aurora Marthens, Patricia Nolz, Johanna Wallroth), das den ZuhörerInnen endgültig die Sprache verschlug.

Abschiedstränen?

Der Abschied von dieser ersten Opernstudio-Generation fällt nur halb so schwer, wenn man weiß, dass sieben SängerInnen ab nächster Saison im Ensemble der Wiener Staatsoper singen. Auch Stephanie Maitland wechselt bloß nach nebenan ins Ensemble der Volksoper, für Anna Nekhames und Erik van Heyningen muss man künftig die Oper in Frankfurt besuchen. Johanna Wallroth wird Swedish Radio’s Classical Artist, Artyom Wasnetsov und Angello Pollak werden freischaffend, wobei hier auch schon Rollen und Projekte, wie das einer Opern-App, geplant sind.

Für das Publikum des Abschlusskonzerts ist klar, dass es sich weniger um ein Ende, als um einen Anfang handelt. Den Anfang vielversprechender Laufbahnen dieser 13 fantastischen, jungen Sängerinnen und Sänger.

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