Es grünt so grün
Der Frühling ist (endlich!) da und das KHM und Jonathan Fine holen mit seiner ersten Frühjahrsausstellung Arcimboldo – Bassano – Bruegel. Die Zeiten der Natur die Blumen aus den Beeten auf die Leinwand.
Giuseppe Arcimboldo (1526–1593), Die Vier Jahreszeiten in einem Kopf, um 1590, Pappelholz; 60,4 × 44,7 cm, Washington, National Gallery of Art, Paul Mellon Fund, Courtesy National Gallery of Art, Washington ©
Wenn draußen schon Winterling und Krokus blühen, holen das KHM und Jonathan Fine mit seiner ersten Frühjahrsausstellung die Blumen aus den Beeten auf die Leinwand. Ob sich mit den Kassenschlagern Brueghel, Arcimboldo und dem unerwarteten Begleiter Jacopo Bassano auch die Besucher*innenmassen aus den frühlingshaften Parks ins Museum locken lassen, bleibt abzuwarten.
Das ewige Thema von Natur und Mensch wird im Triumvirat Arcimboldo, Bassano, Brueghel behandelt, die allesamt das Zyklische von Werden und Vergehen in der Natur und damit auch für den Menschen illustrieren.
Neben dem erneuten Herzeigen der Masse an Brueghel-Bildern aus der eigenen Sammlung können vor allem die Jahreszeitenportraits von Arcimboldo überzeugen, die dem Niederländer in seinem bäuerlich-deftigen Kolorit und den grobschlächtigen Kompositionen mit einem fein nuancierten Spiel von duftiger Gegenständlichkeit und beinahe surrealistisch anmutender Materialkombination gegenüber stehen.
Arcimboldo - Bassano - Bruegel. Die Zeiten der Natur
Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Jakob Gsoellpointner
An den in dunklem Petrol getünchten Wänden trifft man auch auf Zeichnungen Dürers und Da Vincis; sofern von den Kurator*innen unbeabsichtigt, ist dies eine wundersame Koinzidenz, da die Albertina eine kurz zuvor eröffnete Ausstellung genau diesen beiden Künstlern und ihren Naturstudien widmet. In Quantität kann das KHM da zwar nicht mithalten, hält aber mit zahlreichen wissenschaftlichen Geräten und Kunstkammerobjekten zusätzliche Überraschungen bereit. Das Haus zeigt sich dabei erneut einem interdisziplinären Ansatz verpflichtet, der durch die facettenreiche, eigene Sammlung ermöglicht wird.
In den Kabinetten und Sälen kann dabei in unterschiedlichen Medien dem Themenkreis von Mensch und Natur nachgespürt werden, ob bei den apettitanregenden wie appetitlich gemalten Küchenbildern Joachim Beuckelaers oder auch einer fein geschnittenen Pietra dura-Platte aus Florenz. Dabei fällt immer wieder auf, wie spannungsreich auch schon damals der in der Kunst thematisierte Dialog zwischen unberührter, ungezähmter und magisch aufgeladener Naturidylle sowie der vom Menschen urbar gemachten Kulturlandschaft war. In einer Zeit der Natursehnsucht und dem erstarkten Bewusstsein einer schützenswerten Artenvielfalt können da vor allem Arcimboldos blumige Portraits wie bei einer sanften Promenade ihre malerische Meisterschaft entfalten.
Giuseppe Arcimboldo (1526–1593), Die Erde, um 1566, Holz; 70 x 49 cm, LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz – Vienna © LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz – Vienna/SCALA, Florence
Mehrfach betont Fine, wie wichtig ihm der Fokus auf der eigenen Sammlung in den nächsten Jahren sein wird; ein nobler und dennoch nicht besonders innovativer Plan. Bleibt zu hoffen, dass daraus keine steife Abfolge der immer gleichen Schlaglichter wird; die Verbindung von Brueghel und Arcimboldo ist für dieses Haus auf jeden Fall keine große Überraschung. Dankenswerterweise wird diese Ausstellung nicht erneut durch ein mediales Karussell an Projektionen und Animationen abgeschlossen, die den Besucher mehr reizüberflutet denn intellektuell gesättigt aus der Ausstellung entlassen würden. Es verabschiedet uns eine großartige Leihgabe aus Washington, ein mögliches Selbstportrait Arcimboldos voll von Melancholie und Sinnesfreuden, das mehr sagt als tausend Worte und die mitunter zähen Versuche der Medienabteilung.