“Zoff um Lilibet - War Queen stinksauer auf Namenswahl von Meghan und Harry?”

Mit PAPARAZZI! zeigt das WestLicht. Schauplatz für Fotografie die Fotokunst der Paparazzi, beleuchtet gleichzeitig die Schattenseiten des Metiers und weist auf die Gefahr gefälschter Bilder durch KI hin.

Wie ein modernes Susanna und die beiden Alten und irgendwie genauso unbehaglich /// Anonym, Paparazzi belagern das Haus von Brigitte Bardot, St. Tropez, 1960er-Jahre /// Courtesy Fotosammlung OstLicht

“Schicksalsschlag bei den Beckhams, royaler Nachwuchs erwartet und Trennung zwischen Florian und Helene endgültig” - so lesen sich die reißerischen Schlagzeilen der Klatschmagazine, auf die man einen Blick beim Vorbeigehen am Kiosk erhascht, die bei Oma am Tisch liegen oder die man beim Zahnarzt liest. So auch die “Schlagzeile” der Überschrift dieses Artikels, die sich in den vergangenen Tagen tatsächlich lesen ließ. Sie sind mit bunten Bildern bestückt, die Einblicke in das glamouröse und schicksalhafte Leben der Stars geben. Doch wer “schießt” diese Bilder? Paparazzi. Ihre tatsächlichen Namen sind uns zwar weitestgehend unbekannt, aber spätestens seit dem tragischen Tod von Princess Di hat sich ihr schlechter Ruf verfestigt. Das WestLicht widmet sich nun in der aktuellen Ausstellung ganz dem verschrienen Metier des Paparazzo.

La dolce vita

Doch was ist ein Paparazzo (Singular von Paparazzi) eigentlich? Der Duden definiert einen solchen als aufdringlichen Pressefotografen (Dudenredaktion, o.D.). Seinen Ursprung findet der Begriff in Federico Fellinis Film La dolce vita, in welchem der Klatschkolumnist eben jenen Namen trägt. Eine der Hauptdarsteller*innen, Anita Eckberg, war ein beliebtes Opfer der Paparazzi und wehrte sich anno dazumal sogar mit Pfeil und Bogen. Eine Aufnahme davon ist im WestLicht ersichtlich und zeigt, dass Paparazzi schon in 60ern nicht die größte Beliebtheit genossen.

Marcello Geppetti, Anita Ekberg tritt den Paparazzi mit Pfeil und Bogen entgegen, Rom 1960 © and Courtesy Marcello Geppetti Media Company srl

Wer schon einmal im WestLicht war, der weiß, dass man auf den wenigen Quadratmetern Stunden verbringen kann. Auch bei der aktuellen Ausstellung Paparazzi verhält es sich nicht anders. Von der ersten Sekunde an faszinieren die Bilder, die man sonst als vermeintliche Schundfotografie kritisiert. Dabei fällt einem erst beim Hintanstellen der eigenen Sensationslust auf, dass diese enorme Einblicke in die Privatsphäre bieten.

Auf den Straßen Italiens

Der Fokus der Ausstellung liegt auf den 60er und 70er Jahren mit Werken von Fotograf*innen, wie Galella, Tazio Secchiaroli oder Lino Nanni. Es dominieren Bilder von den Straßen und Partys Italiens, welches mit seinen Cinecittà das Zentrum der Filmwelt darstellte. Abgebildet sind zahlreiche Filmgrößen der Zeit, wie Audrey Hepburn oder Elizabeth Taylor. Nicht unbemerkt bleibt, wie ungern sich die Objekte der Begierde oft ablichten ließen. Dies scheint verständlich in Anbetracht des geradezu jagdähnlichen Vorgehens der Fotografen.

Ron Galella, Sean Penn schlägt den Fotografen Vinnie Zuffante, New York, 1986, Courtesy Nicola Erni Collection © Ron Galella Ltd.

Es gehörte zum Usus, dass sich die Promis wehrten, und dies wurde geradezu provoziert. Besonders in Erinnerung bleibt eine Aufnahme, auf der Sean Penn einen Fotografen schlägt. Beim Betrachten einer Bildreihe, welche Sophie Loren beim Sonnenbaden darstellt, fällt auf, wie Frauen gezielt als sexuelles Objekt dargestellt werden. Ganz im Zeitgeist der 60er Jahre finden sich auch bewusst fröhliche Bilder, wie Romina Power beim Machen einer Kaugummiblase.

It’s Britney, B*tch

Ein eigener Teil der Ausstellung widmet sich Britney Spears. Auch hier fällt einmal mehr die Darstellung der Frau als Lustobjekt auf. Sie zeigt, wie eine junge Frau zeitlebens von den Paparazzi verfolgt wird. Der Buzzcut Brittney Spears‘, den viele als ihren großen Zusammenbruch betrachten, stellte einen Befreiungsschlag ihrerseits dar, wie auch auf dem Bild und Videomaterial erkenntlich. Sie will weg von einem erdrückenden Schönheitsideal, welches nicht erfüllt werden kann. Sie möchte dem Druck des immerwährenden Perfektionismus entfliehen.

Ein Resümee

Diana gives the finger © Allison Jackson

In Anbetracht der Verbreitung Künstlicher Intelligenz lohnt es sich, die Bilder von Fotografin Alison Jackson zu betrachten. Diese zeigt, dass Fake Truth auch ohne KI möglich ist. Ihre gleichnamige Fotoreihe zeigt ein Potpourri an mit Bodydoubles dargestellten Aufnahmen. Diese amüsieren und machen nachdenklich. Besonders ins Auge sticht die mittelfingerzeigende Prinzessin Diana. Das Bild zeigt, was die Ausstellung so sehenswert macht. Sie zieht einem in einen Bann und lässt einem zugleich die*den eigene*n Schaulustige*n reflektieren, denn letztendlich ist es Sache von Meghan und Harry, welchen Namen sie ihrem Kind geben.

Royals Watching Oprah’s Interview with Harry and Meghan © Allison Jackson

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