How death is livin' la Vida Loca

Die teuflische Figur. Das Böse in der Religion, eine Möglichkeit das Unmögliche zu zeigen in der Literatur. Es geht um, Bulgakow vs. Saramago, einen Teufel namens Voland und how death is livin' la vida loca.

Bulgakow und Saramago /// Malina Bianca Curpan (c)

Wir alle sind mit Dracula, Helden, Bösewichte und fantastischen Bling Blings vertraut, aber was wenn the old becomes the new und Literatur ist the new Marvel: heute geht es um the bad, the worse and the extra-ordinary. Die teuflische Figur.

Dieser rote Faden ist schon überflüssig... amerikanische Science Fiction, in der unsere Welt Opfer des Teufelskreises attack-save-repeat ist und Superhelden da sind für Drama & Aktion. Let's add some spice und lasst uns Literatur mit ins Spiel bringen: übermenschliche Kräfte, die Welt der Menschen und die der Anderen, Drama – alles ist da, aber eine Spur besser. Literarische Rahmen löschen alles aus, was Balaststoff ist und verteilen Sinn where you least expect. Dieses Mal ist "Tod" the superhero und löst in uns mixed Feelings aus.

Die Projektionsleinwand wurde zerrissen, und ein Windstoß zieht durch die Welten

Jean-Paul Sartre zeichnet die Hölle als eine raumloses Gefängnis für die untoten Seelen, in dem Spiegelbilder dem wahren Selbst nur in anderen existieren. Dantes Inferno bietet eine komplexe Reise durch drei berühmte Abschnitte, denn there is no greater sorrow than to recall happiness in times of misery. Was geschieht, wenn Absurdes und Reales zu einer Welt verschmelzen? Wenn Ambivalenz kaum Raum hat und keine (Ir)realität existiert, sondern nur Virtualität als Kontingent, dann kommt nur der Teufel als literarische Figur infrage: Er vereint Welten und zeigt, dass Literatur eine unübersehbare Freiheit besitzt. Was passiert denn, wenn Sartres und Dantes Infernos sich treffen? Die neu geschöpfte Welt ist realistisch und fantastisch zugleich und das ist der Wendepunkt: Realität durch Inexistentes betrachten.#

Tudor Arghezis Ästhetik des Hässlichen (rumänischer Schriftsteller, der sagte, dass Schönheit und Kunst die Auswirkungen beziehungsweise Produkte der verkrüppelten Welt sind) kann in dem Fall angewendet werden: höllische Landschaften und groteske Figuren sind die Ursachen der Vielseitigkeit der Realität, nämlich der Möglichkeit, alles von einer kaleidoskopischen Sicht wahrzunehmen. Lass uns alle (im)materiellen Projektionsleinwände zerstören und eine gemischte Perspektive ennehmen, anhand der teuflischen Figur.

Bulgakows Voland wird erwischt

In Michail Bulgakow Roman Der Meister und Margarita tritt ein Teufel namens Voland auf: er könnte anfangs als konventioneller Teufel wahrgenommen werden, aber das ist nur Fassade. In einer Stimmung der Bequemlichkeit des Intellekts werden die anderen Charaktere vom hektischen Geschehen zerstört und unter dem Schutz des Schocks wird höllische Logik als natürlichen menschlichen Zustand wahrgenommen: das Übersinnliche zählt als alltägliche Materialität und der Glaube an Gott oder Teufel hat kein Raum: lediglich Präsenz mit berührbarer Macht. Dies erinnert an Louis Feuillades Film Les Vampires: Voland mit seiner Bande ist wie Feuillades Nihilisten, Verkörperungen mit tödlichen Kapazitäten, mit ausübten abusiven Macht auf der Gesellschaft; Menschen können das Unheil, das hinter jeder Ecke lauert, nicht abwenden, und Sicherheit ist ein vergessener Luxus.

Die Figuren in Bulgakows Roman bezweifeln die Existenz Gottes, und wenn man nicht an Gott glaubt, woran sollte man dann glauben? Dostojewski in Die Brüder Karamasow argumentiert, dass die Menschheit an Gott glauben muss, um Chaos zu verhindern – Menschen wissen nicht, wie sie mit einer solchen gigantischen Freiheit umgehen sollen und deswegen benötigen sie ein Ziel, etwas klar und geistlich. Die Existenz von Voland bedarf keines Beweises; er ist einfach da und enthüllt die Zerbrechlichkeit der Sterblichkeit. Sowohl die Figuren als auch wir als Leser erwarten irgendwann, dass alles schiefgeht: nicht auf Godot warten, aber ein (un)vorhersehbares go with the flow des Böses – objektiv betrachtet, cooler Böse, der sich mit Kant auskennt und uns mindestens am Ende mit einer idyllischen Szene à la Dante im Kopf verbleiben lässt.

Was sollen wir also machen? Gar nichts.

Der Teufel als übermenschliches Wesen stellt erfolgreich eine voll funktionsfähige Verbindung zwischen den Bereichen des Sichtbaren und Unsichtbaren her und schafft deswegen, was philosophisch ausgeschlossen ist: die sichtbaren Grenzen überschreiten. Literatur ist ein Spielplatz der philosophischen Vorstellungen.

Auf der anderen Seite begegnen wir einem erschöpften Tod, der nicht schwach ist, sondern she has had enough... Jose Saramago porträtiert Tod als gemischte Schönheit + eine Handvoll Knochen, als Tod, der nicht mehr töten will - der keine Befriedigung spürt - der vermenschlicht und verliebt ist. Eine Zeit ohne Tod zeigt, wie eine ewige Gegenwart aussehen würde, denn der Tod hat seinen Job aufgegeben und wandelt unter den Menschen. Er ist Volands Gegenteil, aber genauso mächtig. Er ist Opfer und Sklave. Paradox ist sie nicht the scary death: was unheimlich ist, ist seine Abwesenheit. 

Und darin liegt die Absurdität: Voland und Er, beide auf gleicher Ebene bleibend, gleichermaßen Schaden anrichtend, sei es aktiv oder passiv. Diese beiden scheinbar gegensätzlichen Figuren betonen die Erhabenheit des Bösen; das Chaos ist unausweichlich, egal ob sie anwesend sind oder nicht. Zurück zur Ästhetik des Hässlichen: im Endeffekt ist Harmonie eine Reaktion auf dieses Chaos – eine Spiegelung von Gustav Klimts Tod und Leben.

Hier gibt es kein Marvel-Happy-Ending, wenn der Tod die Rolle der Helden und Bösewichte zugleich spielt. Und trotzdem könnte es schlimmer werden? Immer: einmal las ich zufällig, wie Gott in der modernen Welt aussehen würde. Kurz und knapp: wie ein McDonald's-Mitarbeiter. Für den Tod könnte vielleicht ein 9-to-5-Job passen.

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