Lifting heaviness with lightness
Die Künstlerin Kinga Jakabffy präsentiert mit Beyond Borders auf der diesjährigen Parallel Vienna, wie Kunst schwere und umkämpfte Themen zugänglicher machen kann.
Betritt man Raum A311, wird man im ersten Moment von den farbenfrohen Gemälden und Wänden, den fließenden Körpern der gemalten Personen und der Leichtigkeit der Muster eingenommen. Erst auf den zweiten Blick kommt unter dieser Leichtigkeit eine Schwere zum Vorschein.
Der Künstlerin Kinga Jakabffy ist in ihrer Präsentation auf der diesjährigen Parallel Vienna Art Fair etwas gelungen, was mich selbst an Künstler*innen immer wieder fasziniert: Kritische und umkämpfte Themen aus Gesellschaft und Politik in einem künstlerischen Kontext so zu interpretieren und visuell zu präsentieren, dass jenen ihre Schwere genommen wird. Dies kann es einfacher machen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, über sie zu sprechen und die Tabuisierung ein Stück weit zu lösen.
Der zweite Blick also offenbart, dass Jakabffys Werken queer-feministische Themen, die Auseinandersetzung mit Selbstbestimmung und Gender Equality innewohnen.
Das Bild Queer Party greift auf, welchen Widrigkeiten gleichgeschlechtliche Paare mit Kinderwunsch ausgesetzt sind.
Auf welche Methoden ungewollt schwangere Personen mitunter zurückgreifen müssen, wenn eine medizinische, sichere Abtreibung verwehrt ist, zeigt das Werk Pregnancy Termination eindrücklich.
Entsprechend dem Ausstellungstitel Beyond Borders verlassen die Bilder ihre Rahmen und gehen in die Wände über, wodurch der ganze Raum eingenommen und alle Werke miteinander in Beziehung gesetzt werden. Sowohl mit dem Titel als auch der visuellen Umsetzung wird darauf angespielt, dass mangelnde Gleichberechtigung und Selbstbestimmung globale Probleme sind - und dass man hier in Mitteleuropa nicht vergessen sollte, dass wir in diesen Punkten längst noch nicht dort sind, wo wir sein könnten, und dass solche Argumente, hier sei ja alles gut, weil es woanders ja noch akuter und schlechter sei (wie das aktuelle Beispiel Roe v. Wade in den USA), wirklich schlecht gealtert ist.
Über schwerwiegende, emotional und historisch aufgeladene Themen spricht sich oft nicht leicht, aber es muss dennoch passieren. Dadurch, dass Jakabffy den behandelten Themen an Gewicht nimmt, nimmt sie ihnen in gewisser Weise auch etwas von ihrer Macht über einen. Durch ihren Stil der Farben und Formen drückt sie das Behandelte in ihrer eigenen Ästhetik als visuellen Kommentar aus und nimmt sich damit in gewisser Weise metaphorisch ein Stück Selbstbestimmung zurück.
Die Parallel Vienna Art Fair geht noch bis zum 11. September und lohnt sich für einen Besuch.