Opernlust trotz Lockdownfrust

Wie eine Gruppe junger Kulturliebhaber:innen die Premiere der Neuinszenierung des Parsifals schmackhaft macht und welche Rolle Jonas Kaufmann dabei spielt.

Stoff für die Jugend… Foto: Moritz Roniger

Stoff für die Jugend… Foto: Moritz Roniger

Den führenden Opernhäusern dieser Welt wird häufig vorgeworfen, dass sie langsam, aber allmählich verstauben. Was braucht es also, um Transparenz, Erneuerung und Nähe zur Öffentlichkeit zu zeigen? Jugendprogramme! Und obwohl die Wiener Staatsoper unumstritten eine der marktführenden Institutionen am Opernhimmel ist, ist sie alles andere als verstaubt. Mit der Antrittszeit des neuen Operndirektors Bogdan Roščić, weht seit Herbst ein frischer Wind durch das historische Gebäude am Ring. Trotz seines schwierigen Starts (Corona sei Dank…) stoßen seine Erneuerungen bereits auf großes Interesse in der Bevölkerung; Wohl kaum ein Passant übersieht die LED-Installation an der Fassade der Oper, die mit ihren kurzen Dias Blicke auf sich zieht. Vor allem der Nachwuchs liegt Roščić am Herzen. Tolle Programme stehen der Generation U27 zur Verfügung. Jetzt ist ein weiteres Jugendprojekt im Anmarsch, oder wohl eher: bereits auf der Überholspur.

Her mit dem Stoff!

Mit dem gestrigen Tag wurden die Türen der Wiener Staatsoper trotz erneutem Lockdown wieder ein Stück weit der Bevölkerung geöffnet. Aber halt, nicht wie man denkt. Eine Gruppe junger kulturinteressierter Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren begab sich auf die Mission, die Oper vor allem jungen Leuten zugänglicher zu machen – mit Hilfe ihres neuen Podcasts OpernSTOFF – der junge Podcast der Wiener Staatsoper. Doch wie kam es dazu? Als Gruppe InsideOpera erhielten wir zunächst Einblicke in die verschiedensten Bereiche des Opernhauses. Gäste aus den erdenklichsten Arbeitsbereichen der Staatsoper beehrten unsere wöchentlichen Meetings und gingen auf unsere Fragen ein. Leider fanden unsere Treffen bis auf wenige Ausnahmen nur virtuell statt. Schnell war klar, dass wir unser Wissen, welches wir uns angeeignet haben, mit der Welt teilen möchten. Begleitet und mentoriert vom brüderlichen Dramaturgensupergespann des Hauses (Andreas und Oliver Láng) und der neuen Musikvermittlerin Krysztina Winkel machten wir uns ran, eine Podcastreihe zu entwerfen.

Bereits um die erschienene erste Folge war der Trubel groß. Lob von allen Seiten konnte man den sozialen Netzwerken entnehmen, darunter auch einen Repost von niemand geringerem als Startenor Jonas Kaufmann (wir sind immer noch starstruck...). Was ist also das Besondere daran, wenn sogar der Kaufmann dafür wirbt? Wir hoffen, das sei dem Konzept und unserer jugendlichen Frische und nicht nur der Reichweite der Institution zu verdanken.

4,5 Stunden Heldendrama in einer Minute erklärt

Der Podcast entführt in die spannende Neuinszenierung des Parsifal von Regisseur Kirill Serebrennikov, die bereits vergangenen Sonntag auf Grund der derzeit geltenden Coronaregelungen vor geschlossenen Türen Premiere feierte (ab morgen im Stream auf ARTE Concert). Im lockeren Umgang miteinander unterhalten wir uns darüber, was hinter Wagners Parsifal und den Kulissen der Wiener Staatsoper steckt und es sogar, den Inhalt des 4,5 Stunden langen Bühnenweihfestspiels in (fast) nur einer Minute zu erklären. Ebenso wird in der ersten Folge auf die Figur Richard Wagners eingegangen, der wir uns in einer Sonderfolge über seinen Antisemitismus nochmal genauer widmen möchten.

Wie geht’s weiter? Die nächste Folge steht bereits in den Startlöchern, der Ausblick klingt vielversprechend: Ihr könnt euch über ein exklusives Interview mit dem Chefdramaturgen der Wiener Staatsoper, Sergio Morabito, freuen. Im Gespräch erklärt er, wie das Arbeitsfeld eines Dramaturgen überhaupt aussieht, was es mit dem „Wagnerianertum“ auf sich hat, und warum der Regisseur weder bei den Proben noch bei der Premiere anwesend sein konnte. Weiteres warten spannende Inhalte zur Musik Richard Wagners und Werkstatteinblicke in den nächsten Folgen auf unsere Hörer:innen.

Neugierig? Dann klickt euch rein! OpernSTOFF ist ab sofort auf Spotify und Amazon Music, sowie auf der offiziellen Homepage der Wiener Staatsoper kostenlos streambar.

 

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