Wohlklingendes Metall

Viele Blechbläser + eine Altistin = tolle „Resonanzen“: Eine erfrischend ungewohnte und vor allem klangfarblich unerwartet vielfältige Kombination.

Schwanthaler Trompetenconsort (c)

Ein besonderes Anliegen des Schwanthaler Trompetenconsorts ist es, „die festliche Klangpracht der Trompetenmusik an den Fürstenhöfen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert neu zu beleben.“ Beim Auftritt am 28. Jänner im Konzerthaus gelingt dies blendend. Bereits mit den ersten Tönen, die von hinter der Szene erschallen, fühlt man sich als Zuhörende*r ins barocke Zeitalter versetzt – der Mozart-Saal verwandelt sich gedanklich in einen fürstlichen Prunksaal des 17. Jahrhunderts. Man ist sogar dazu geneigt, stramm stehen zu wollen, als die acht Trompeter des Consorts, begleitet von Posaune und Trommel, eine Einzugsmusik nach traditionellem Vorbild spielend, auf die Bühne schreiten.

Positives Echo (im wortwörtlichen Sinne)

In der Folge zeigen die Trompeter jedoch, dass ihre Instrumente nicht nur majestätisch schmettern können. In dem etwas über eine Stunde dauernden Konzert variieren die Musiker konstant die Besetzung. An die Einzugsmusik reiht sich eine Fanfare für drei Trompeten, später sind Stücke für fünf, sieben oder acht Trompeten, dann wieder einige Duette zu hören. Nicht nur die Besetzung wechselt sich ab, sondern auch die Gestik der Stücke, die es den Blechbläsern erlaubt eine unerwartete Vielfalt an Klangfarben zu produzieren. Von staubtrocken geschmetterten Quartsprüngen in tiefsten Lagen, über gülden strahlende Harmoniesätze der Mittellage, bis hin zu den zartesten Verzierungen im höchsten Register ist alles dabei.

Ausserdem spielt das Ensemble gekonnt mit dem Echoeffekt. Immer wieder verteilen sich vier bis sechs der Musiker in der Peripherie des ersten Rangs außerhalb der Türen und kreieren so die Illusion eines mehrfachen Echos. Der einzige Nachteil, der den Abwechslungsreichtum trübt: viel Umhergelaufe und Notenständerherumgeschiebe auf und neben der Bühne, wodurch eine gewisse Unruhe entsteht

Die diversen Timbres sind nicht nur auf die Charakteristik des jeweiligen Stücks zurückzuführen, sondern auch auf den Komponisten. Je nach geografischer, aber auch zeitlicher Herkunft hatte der Komponist einen ganz bestimmten Klang im Sinne. Durch die abwechslungsreiche Programmgestaltung sind denn diese Unterschiede auch während dem gesamten Konzertabend stets hörbar. So klingen die acht Trompeten in Qual piacer o Tebro invitto des Italieners Antonio Caldara gefällig und zart, während sie – unmittelbar anschließend – in Heinrich Ignaz Franz Bibers Sonata Sancti Polycarpi herrschaftlich und strahlend ertönen und so den Kontrast exemplifizieren.

Weichlein? Reiche? Nie gehört!

Übrigens sind Caldara und Biber, mit insgesamt fünf Werken vertreten, die einzigen „bekannten“ Komponisten des Abends. Der Rest des Programms setzt sich aus Stücken von weitestgehend unbekannten Tonsetzern des Barocks zusammen: Johann Gottfried Reiche, Romanus Weichlein, Ferdinand Donninger oder Girolamo Fantini.

Stimmlich üppiger Special Guest

Special Guest des Abends ist die italienische Altistin Margherita Maria Sala. Neben einer Kantate von Johann Philipp Krieger singt sie drei Arien von Antonio Caldara, wobei Col sol fiato di poche trombe ganz klar zu den Highlights gehört: Salas samtige Stimme, die zwei Trompeten im Duett und das Basso continuo-Fundament, bestehend aus Posaune und Orgelpositiv, kreieren eine durchsichtige Klangstruktur, die das Publikum zu Recht begeistert. Dass die Altistin nicht nur die feinen, sondern auch die kräftigen Lagen beherrscht, stellt sie in ihrem letzten Stück unter Beweis, in dem sie sich erfolgreich gegen den Gesamtklang des Consorts behauptet.

Die Blechbläser schaffen es, dem „Resonanzen“-Abend beinahe jede mögliche Repetitivität zu nehmen und ein kurzweiliges Konzerterlebnis zu kreieren. So brandet denn auch von euphorischen Zurufen begleiteter Applaus auf, ehe die Musiker*innen die Bühne in Richtung Katakomben ebenso verlassen, wie sie auch erschienen sind: mit einem festlichen Auszug.

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