Oldschool Masterclass 

Kontrolliert, tiefgründig und nie getrieben bei Schubert; bei Schumann mit großem romantischem Impetus und die gelegentliche Extravaganz schätzend. Arcadi Volodos, beim Verbeugen mit der Hand am Herzen, überzeugte den Großen Saal des Konzerthauses zu Standing Ovations.

Arcadi Volodos, der Tastenmagier /// Ali Schafler

Volodos, zurzeit sehr in Schuberts Werke vertieft, öffnete mit der klassischen D 850-Sonate die Tore für einen Vintage Abend im Konzerthaus.

Er versuchte nie mit übertriebenen Gesten oder mit pseudomusikalischen Effekten oder Tricks zu überzeugen, folgte allerdings auch nicht allzu streng dem Metronom. Ganz auf klassische, rein musikalische Art und Weise brachte Volodos die lebhaften vier Sätze trotz des hohen technischen Anspruchs vieler Triolenläufe und Akkordwiederholungen ohne sichtlicher Anstrengung ans Publikum.

Die wenigen Pianissimi spielte er mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt. Diese Passagen sind die intimsten Momente in Schuberts Musik, und sorgten für eine emotionale und herzliche Stimmung bei Darbietung.

A lowkey, but simply marvelous beginning.

Der zweite Teil des Konzerts war vollkommen Robert Schumann gewidmet. Den Anfang machten hier die Kinderszenen Op. 15, heutzutage wegen ihrer ungewöhnlich schnellen originalen Tempoangaben genauso umstritten wie gefeiert. Wie in modernen Zeiten üblich spiele Volodos das gesamte Werk, vor allem die berühmte Träumerei, in fast halber Geschwindigkeit, hielt jedoch den kindlichen Flair, welche vor allem in den ersten Abschnitten sehr präsent waren, immer allgegenwärtig.

Darauf folgte Schumanns Fantasie Op. 17, zu deren Motto Schumann die Folgen Gedichtsstrophe erklärte:

„Durch alle Töne tönet

Im bunten Erdentraum

Ein leiser Ton gezogen

Für den, der heimlich lauschet.“

Den Angaben „Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen“ und „Mäßig. Durchaus energisch“ treu bleibend beschwor Volodos diesen latenten Ton durch die gesamten ersten zwei Sätze hindurch, ohne Schumanns romantischen Vibe, abgerundet durch mächtige arpeggierte Akkorde und gut respektierte Phrasierungsbögen, jemals entkommen zu lassen.

Als erste Zugabe lieferte Der Vogel als Prophet aus Schumanns Waldszenen Op. 82 einen weiteren Einblick in das exzentrische Gemüt des Komponisten. In den weiteren vier, chronologisch geordnet und progressiv dissonant und modern wirkend, vertiefte er sich weiter in diese ähnlich unkonventionellen Züge diverser Komponisten, bis er sichtlich berührt von einem tobenden Saal seinen Abschied nahm.

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